Kollapsologie-Workshop 3: Dystopie oder Utopie
Artikel vom 31.07.2024
„A Paradise built in Hell“: Gibt es das - ein Paradies errichtet in der Hölle? Entstehen Altruismus, Großzügigkeit und Gemeinschaftlichkeit in desaströsen Lagen? Der dritte Workshop zur klimabedingten Kollapsgefahr fragte danach, wie sich Menschlichkeit erhalten lässt, wenn vieles zusammenbricht.
Beginn: 12.12.2024 | 13:30 Uhr
Ende: 12.12.2024 | 17:30 Uhr
Ort:
Schader-Forum | Goethestraße 2 | 64285 Darmstadt
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Menschliches Verhalten in Extremsituationen
Klima-Dystopien und -Utopien sind nicht zuletzt davon geprägt, welches Verhalten in Extremsituationen erwartet wird – nach dem Motto: In der Katastrophe zeigt sich der wahre Kern des Menschen. Wird so wenig über Worst-Case-Szenarien gesprochen aus Sorge, dass schon die Erwartung von Katastrophen Menschen zu Bestien macht? Manche Beispiele scheinen die Annahme zu bestätigen, genauso wie es eine Fülle an Gegenbeispielen gibt. Eine These besagt , dass kurzfristige Notsituationen von Hilfsbereitschaft geprägt sind, während langfristige Krisen Menschen verbittern lassen.
Wie lässt sich die Menschlichkeit erhalten, auch wenn vieles kollabiert?
Der Erhalt der Menschlichkeit könnte ein Ziel sein, wofür es sich zu kämpfen lohnt, selbst wenn man davon überzeugt ist, dass unsere Welt in ihrer jetzigen Form zerfallen wird.
- Welche Geschichten sollten wir erzählen? Welche Narrative aufbauen?
- Wie wirkt apokalyptische Rhetorik? Wieso waren Schreckensbegriffe wie „Nuklearer Winter“ und „Waldsterben“ wirksam in der sozialen Mobilisierung und ihrem politischen Impact?
- Wie lässt sich zu Solidarität motivieren?
- Wie wirken verschiedene Annahmen zum Kern des Menschen bereits jetzt auf gesellschaftliche Diskurse, Zukunftserwartungen und Verdrängung von Themen?
- Lässt sich gerade aus der Unlösbarkeit der Probleme, vor denen wir stehen, heraus eine Entschlossenheit entwickeln, zu retten, was zu retten ist?
Die Workshopreihe
„Könnte der vom Menschen verursachte Klimawandel zu einem weltweiten gesellschaftlichen Zusammenbruch oder sogar zum Aussterben der Menschheit führen? Gegenwärtig ist dies ein gefährlich wenig erforschtes Thema.“ (Luke Kemp et al., PNAS, 2022)
Der Workshop war Teil einer Veranstaltungsreihe, die sich dem drohenden Kollaps in Form von schleichendem Verfall, zusammenbrechenden politischen und wirtschaftlichen Strukturen sowie deren gesellschaftlichen Folgen widmet.
Aus Sicht des Klima-Kollaps-Cafés, das die Workshopreihe initiiert hat, gilt zu wenig wissenschaftliches und gesellschaftliches Engagement der Frage: Was wird geschehen, wenn es nicht gelingt, die Erderhitzung ausreichend einzudämmen? Lässt sich eine zerfallende Welt noch gestalten? Über welche Handhaben verfügen wir? Welche Rolle spielen Wissenschaft und Kommunikation?
Die Termine und Themen im Einzelnen:
14. November 2024
Wegsehen oder Hinschauen: Warum ignorieren wir den drohenden Kollaps?
Welche Rolle können Wissenschaft und Kommunikation spielen?
Informationen unter: www.schader-stiftung.de/kollapsologie_ws1
28. November 2024
Kolonialismus und Kollaps: Wer beschäftigt sich mit dem Ende von wessen Welt?
Vom neoliberalen Wirtschaftskolonialismus zum Rechtsruck
Informationen unter: www.schader-stiftung.de/kollapsologie_ws2
12. Dezember 2024
Dystopie oder Utopie: Welche Geschichten motivieren zu Gemeinschaftlichkeit?
Wie lässt sich die Menschlichkeit erhalten, auch wenn vieles kollabiert?
16. Januar 2025
Akzeptanz und Abschied: Wie können wir mit unvermeidbaren Verlusten umgehen?
Wie können wir trotz verlustreicher Zukunftsszenarien mental gesund bleiben?
Informationen unter: www.schader-stiftung.de/kollapsologie_ws4
Ziel der Reihe sind Diskussion und Austausch unter einer begrenzten Anzahl von Fachleuten und interessierten Persönlichkeiten. Die Workshops werden von Studierenden des Studiengangs Onlinejournalismus der Hochschule Darmstadt begleitet und in Teilen dokumentiert.
Veranstaltet wird die Reihe vom Klima-Kollaps-Café, der Hochschule Darmstadt und der Schader-Stiftung. Die Workshops finden auf dem Schader-Campus in Darmstadt statt.
Die Quellen zu den Zitaten auf den Flyern
„Könnte der vom Menschen verursachte Klimawandel zu einem weltweiten gesellschaftlichen Zusammenbruch oder sogar zum Aussterben der Menschheit führen? Gegenwärtig ist dies ein gefährlich wenig erforschtes Thema.“ Übersetzt aus dem Englischen und zitiert aus: Luke Kemp et al. 2022, Climate Endgame: Exploring catastrophic climate change scenarios, in: Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), Vol. 119, No. 34
„Alles wovor wir uns fürchten, geschieht bereits jetzt irgendwem.“ Zitiert aus: Eva von Redecker, 2023, Bleibefreiheit, S. Fischer-Verlag, S.18
„A Paradise built in Hell“ ist der Titel eines Buches von Rebecca Solnit, erschienen 2010 bei Penguin Random House Sea
„If you’re going to tell people how bad it is, you become ethically responsible for also offering some kind of solution or hopeful story or winning strategy. If you’re unable to do that, you must at the very least learn to hold people in their despair.“ Zitiert aus dem Interview mit Tim DeChristopher, in: Andrew Boyd, 2023, I want a better catastrophe, New Society Publishers, S.58
Ansprechpartnerin für die Workshopreihe seitens der Schader-Stiftung: Dr. Kirsten Mensch