Hybride Bedrohungen für kritische Infrastrukturen
Artikel vom 01.06.2022
Extremwetter oder Cyberangriff – welchen Unterschied macht das für die Vorsorge und Gefahrenabwehr bei digitalen Infrastrukturen? Die Schader-Stiftung und das LOEWE-Zentrum emergenCITY an der TU Darmstadt luden zu einer gemeinsamen Tagung ein, bei der über Präventions- und Bewältigungsansätze für Ausfälle durch Cyberangriffe und Extremwetter-Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert wurde.
Beginn: 20.06.2022 | 17:30 Uhr
Ende: 20.06.2022 | 19:00 Uhr
Ort:
Schader-Forum | Goethestr. 2 | 64285 Darmstadt
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Extremwetter oder Cyberangriff – welchen Unterschied macht das für die Vorsorge und Gefahrenabwehr bei digitalen Infrastrukturen?
Mit zunehmender Digitalisierung geraten viele Bürger*innen, Institutionen, Unternehmen und Behörden immer stärker in Abhängigkeit von einem störungsfrei funktionierenden Internet. Technische Probleme oder gar Cyberangriffe auf digitalisierte Infrastrukturen können zu gravierenden Einschränkungen der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern oder zu einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit führen. Ausfälle der Patient*innenverwaltung in Krankenhäusern, der Auszahlungen von Sozialleistungen oder von Parkleitsystemen sind nur einige von vielen Störungen, die es in Deutschland in letzter Zeit zu beobachten gab.
Der Schutz kritischer Infrastrukturen ist daher oberstes Gebot. Ein vielversprechender Ansatz, um widerstandsfähige Infrastrukturen zu schaffen, liegt in deren resilientem Design, womit im übertragenen Sinne die Anpassungsfähigkeit an geänderte Bedingungen gemeint ist. Zum einen setzt man auf präventive Ansätze, zum anderen soll im Falle einer konkret eingetretenen Störung die kontinuierliche Versorgung sichergestellt werden.
Resiliente Systeme für moderne Städte, Regionen und Wirtschaftssysteme zu entwickeln beinhaltet allerdings mehr als Redundanz, Notstromversorgung oder Backup. Attacken auf kritische Infrastrukturen haben über den bloßen (Zer-)Störungseffekt hinaus oft auch strategische Bedeutung. Der Ukraine-Krieg zeigt, dass hier u.a. auch ein Kampf um Deutungshoheit und Urheberschaft von Cyberattacken und -abwehr geführt wird, in welchen sowohl staatliche als auch nichtstaatliche Akteure involviert sind.
Im Hinblick auf die Gefahrenlage und -reaktion kann es durchaus einen Unterschied machen, ob ein Internetausfall auf ein Extremwetter-Ereignis (Betriebssicherheit (Safety)) oder einen Cyberangriff (Angriffssicherheit (Security)) zurückzuführen ist. Weiterhin kann es zu Interaktionen dieser beiden Aspekte kommen, wenn z.B. ein Cyberangriff auf die Patient*innendaten eines Krankenhauses (Security) auch die Patient*innenversorgung und den Krankenhausbetrieb (Safety) gefährdet. Gegenmaßnahmen, die bei Extremwetter funktionieren, reichen bei Cyberangriffen oft nicht mehr aus. Zudem gibt es personelle Engpässe bei der Analyse und Überprüfung potenziell angegriffener Systeme und Daten. Eine offene Frage bleibt, wie künftig mit diesen Engpässen umgegangen werden kann.
Das Programm der Tagung
Bei der Veranstaltung beleuchteten wir daher Präventions- und Bewältigungsansätze für Ausfälle durch Cyberangriffe und Extremwetter-Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln, inklusive der Perspektive von Sicherheitsbehörden und -unternehmen, Infrastrukturbetreibenden und der Forschung.
Eine Einführung und Impulsvorträge gaben Prof. Dr. Christian Reuter (Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC)) und Dr. Nina Gerber (Arbeits- und Ingenieurpsychologie) von der Technischen Universität Darmstadt. In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen miteinander:
- Dr. Marco Ghiglieri, SICHER3 GmbH & Co. KG
- Jasmin Haunschild, Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC), TU Darmstadt (emergenCITY, ATHENE-SecUrban)
- Dr. Verena Zimmermann, Arbeits- und Ingenieurpsychologie, TU Darmstadt (ATHENE-SecUrban, GRK)
- Kirstin Scheel, Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT, Nationales Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE
Moderation: Prof. Dr. Christian Reuter, Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC), TU Darmstadt
Ansprechpartnerin der Schader-Stiftung: Tatiana Soto Bermudez