Die schweigende Mehrheit: ein Phantom? Gesellschaftliche Konflikte im Zuge der Energiewende
Artikel vom 27.01.2016
Wie geht man mit der „schweigenden Mehrheit“ im Zuge der lokalen Umsetzung der Energiewende um? Welche Formen des Dialogs erscheinen erfolgsversprechend? Reichen repräsentativ-demokratische Prozesse aus? Diesen Fragen widmete sich ein Wissenschaftliches Symposium, das die Schader-Stiftung in Kooperation mit dem Forschungsverbund „Dezent Zivil“ am 14. März 2016 im Schader-Forum in Darmstadt veranstaltete.
Beginn: 14.03.2016 | 10:45 Uhr
Ende: 14.03.2016 | 17:00 Uhr
Ort:
Schader-Forum
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Goethestraße 2
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64285 Darmstadt
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Die Schweigende Mehrheit: ein Phantom? Gesellschaftliche Konflikte im Zuge der Energiewende
Trotz allgemeiner Zustimmung zur Energiewende ist bei der lokalen Umsetzung von erneuerbaren Energievorhaben starker, teilweise heftiger Widerstand festzustellen. Gerne wird deshalb auf die Bedeutsamkeit transparenter und frühzeitiger Beteiligungsmöglichkeiten weiter Bevölkerungskreise in Planungs- und Genehmigungsverfahren verwiesen, um Konflikte präventiv einzudämmen und die soziale Akzeptanz der Vorhaben zu steigern.
In der Praxis nimmt jedoch in den meisten Beteiligungsverfahren die bereits engagierte Bürgerschaft teil: Befindet man sich noch sehr frühzeitig im Verfahren, kommen üblicherweise Agenda-Bewegte und Umweltverbände. Wird den Menschen vor Ort aber bewusst, dass die Windenergieanlage auf sie zukommt, sind es vor allem Kritikerinnen und Kritiker, die die Veranstaltungen besuchen – mitunter mit breiter Unterstützung der örtlichen Bevölkerung.
Umfragen zeigen, dass sich die Energiewende und die damit verbundenen Anlagen nach wie vor einer breiten Zustimmung erfreuen – auch und gerade in Gebieten, in denen Windenergieanlagen bereits stehen und betrieben werden.
Gerne wird hieraus geschlussfolgert, die „schweigende Mehrheit“ stehe hinter den Planungen und nur wenige, dafür aber besonders laute Kritikerinnen und Kritiker seien dagegen. Oft wird diesen unterstellt, ihr Protest sei der Ausdruck rein „egoistischer“ Interessen: „Not in My Backyard“ – NIMBY – lautet dann die Diagnose. Aber ein genauerer Blick auf das lokale Protestgeschehen zeigt: NIMBYs gibt es zwar, aber sie machen nicht die Mehrheit der Windkraftgegnerschaft aus. Auch Teile der gestern noch schweigenden Mehrheit können heute ihre persönliche Betroffenheit neu bewerten, die Ziele der Energiewende generell in Frage stellen oder allgemeine Schutzgüter wie Natur und Landschaft als bedroht ansehen.
Welche sozialen und kognitiven Prozesse führen zu solchen Meinungsänderungen und mobilisieren lokalen Protest? Welche Argumente bewegen die Menschen, welche sozialen Mechanismen verstärken den Protest? Und, welche Formen der Information und des Dialogs erreichen die Menschen wirklich? Antworten auf diese Fragen sind auch deshalb wichtig, weil geprüft werden muss, ob der weit verbreitete Ruf nach mehr Beteiligung tatsächlich zu einer geringeren Protestbereitschaft führen würde.
Zu diesen Fragen veranstaltete die Schader-Stiftung gemeinsam mit dem Forschungsverbund „Dezent Zivil“ ein wissenschaftliches Symposium. Im Rahmen der Veranstaltung wurden die Ergebnisse zweier vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderter Forschungsprojekte – Dezent Zivil und Energiekonflikte – vorgestellt und anschließend mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung erörtert. Darüber hinaus wurden auf einer öffentlichen Podiumsdiskussion thesenartig Handlungsempfehlungen in Bezug auf partizipative Prozesse erörtert.
Das Programm des Symposiums finden Sie rechts im Downloadbereich.
Ein Bericht der Veranstaltung folgt in Kürze.
Ansprechpartner
Forschungsverbund „Dezent Zivil“:
Dr. Michel-André Horelt
Team Ewen
Ludwigshöhstraße 31
64285 Darmstadt
Tel.: +49 (0)6151-95 04 85–15
E-Mail: mh(at)team-ewen.de
Schader-Stiftung:
Sebastian Fellner
Schader-Stiftung
Goethestr. 2
64285 Darmstadt
Tel.: +49 (0)6151/ 17 59–33
E-Mail: fellner(at)schader-stiftung.de