Sozialfiguren des Digitalen – Jahrestagung der Sektion Medien- und Kommunikationssoziologie der DGS
Artikel vom 21.03.2024
Die Sektion Medien- und Kommunikationssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) lud in Kooperation mit der Schader-Stiftung zu ihrer Jahrestagung am 21. und 22. November 2024 in Darmstadt ein.
Beginn: 21.11.2024 | 10:00 Uhr
Ende: 22.11.2024 | 17:00 Uhr
Ort:
Schader-Campus | Goethestraße 1-2 | 64285 Darmstadt
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Verschiedene Typen der Sozialfiguren im Digitalen
Bots, Hacker, Nerds und Sinnfluencer. Streamer, Hater, Trolle und Content Creator. Die Digitalisierung hat eine Vielzahl an Typen hervorgebracht, die digital erschlossene Lebenswelten prägen. Zusammen mit der Schader-Stiftung lud die Sektion Medien- und Kommunikationssoziologie der DGS dazu ein, dieses digitale Figurenarsenal empirisch und theoretisch als Sozialfiguren des Digitalen zu analysieren und im Hinblick auf ihre Aufschließungskraft für unsere pluralisierte Gegenwart zu diskutieren. Dies sollte zudem einen Dialog zwischen Soziologie und Praxis über Prozesse und Konsequenzen der Digitalisierung anregen.
Wie die "Dialektik des Digitalen" verhandelt wird
Sozialfiguren des Digitalen stellen prominente Fälle der öffentlichen und konfligierenden Selbstverständigung über digitale Transformationsprozesse dar. Als Sozialfiguren kennzeichnet sie dabei, dass sie auf anschauliche Weise, als menschenähnliche Figuren, die Fragen und Probleme, aber auch Wünsche und Hoffnungen verkörpern, welche die Menschen bezüglich des digitalen Wandels und künstlichen Intelligenzen umtreiben: von der potenziellen Neuausrichtung des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft, von Prozessen der Radikalisierung und Polarisierung, von Mensch und Maschine, von Virtualität und Realität, bis hin zu normativ noch ungeklärten Fragen wie z.B. der Verantwortlichkeit in automatisierten Prozessen.
Heute, nach der bald über 50-jährigen Karriere der Digitalisierung, treten Sozialfiguren als signifikante Figuren einer Phase digitaler Transformationsprozesse auf, in der sich digitale Technologien als ebenso alltäglich wie immer noch irritierend beschreiben lassen. Welches Wissen – wie – über diese ‚Dialektik des Digitalen‘ in Form der Sozialfiguren verhandelt wird, wurde auf der Jahrestagung der Sektion für Medien- und Kommunikationssoziologie in Form von Panels, Vorträgen und Podiumsgesprächen zur Diskussion gestellt.
Bezug zur Praxis und zu Early Career Research
Ein besonderes Anliegen dieser Tagung war der Dialog aktueller soziologischer Digitalisierungsforschung mit der Praxis. In Kooperation mit der Schader-Stiftung wurden daher auch Panels zusammen mit Praktiker*innen stattfinden: etwa politischen Content-Manager*innen, IT-Forensiker*innen oder digitalen Fahnder*innen. Fester Bestandteil der Jahrestagung war zudem ein Workshop für Early Career Researcher. Dieser Workshop war nicht an die Sozialfiguren gebunden, sondern gestaltete sich thematisch offen.
Literatur
Endreß, M. (2022). Zur Analytik von Prozessualität. In: Endreß, M. & Rampp, B. (Hrsg.) Resilienz als Prozess. Springer VS, S. 159–191.
Kracauer, S. (1930/2023). Die Angestellten. Aus dem neuesten Deutschland. Suhrkamp.
Moser, S. J., & Schlechtriemen, T. (2018). Sozialfiguren – zwischen gesellschaftlicher Erfahrung und soziologischer Diagnose“, Zeitschrift für Soziologie 47 (3), S. 164–180.
Moebius, S. & Schroer, M. (Hrsg.) (2010). Diven, Hacker, Spekulanten: Sozialfiguren der Gegenwart. Suhrkamp.
Negroponte, N. (1995). Being Digital. Alfred A. Knopf.
Sennett, Richard (1998). Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus. Berlin Verlag.