Öffentliche Wissenschaft. Großer Konvent der Schader-Stiftung 2015
Artikel vom 20.11.2015
Bei der Jahrestagung des Großen Konvents der Schader-Stiftung am 20. November 2015 ging es darum, zentrale gesellschaftswissenschaftliche Herausforderungen zu benennen und daraus Themen für die Stiftungsarbeit abzuleiten. Einblick in die Arbeit des Großen Konvents bieten die Kongresspublikation und eine Videodokumentation.
Beginn: 20.11.2015 | 09:30 Uhr
Ende: 20.11.2015 | 17:30 Uhr
Ort:
Schader-Forum
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Goethestr. 2
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64285 Darmstadt
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Öffentliche Wissenschaft im Dialog
Zum Thema „Öffentliche Wissenschaft“ fand am 20. November 2015 die dritte Jahrestagung des Großen Konvents der Schader-Stiftung in Darmstadt statt. Mit dem Großen Konvent will die Stiftung den Dialog zwischen Gesellschaftswissenschaften und Praxis weiter fortschreiben und in dieser Weise unmittelbar die Gesellschaftswissenschaften in ihrer Praxis-Orientierung fördern und stärken.
Gut 130 Gesellschaftswissenschaftlerinnen und Gesellschaftswissenschaftler, Vertreterinnen und Vertreter aus der Praxis, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, des Wissenschaftsmanagements und der angewandten Wissenschaft, Verbänden und nichtstaatlichen Organisationen begleiteten gemeinsam die inhaltliche Entwicklung der Stiftung. Es moderierte Pitt von Bebenburg, Journalist von der Frankfurter Rundschau.
Das Programm des Großen Konvents 2015 finden Sie im Downloadbereich.
Keynote von Klaus Töpfer
In seiner Keynote zum Großen Konvent plädiert der ehemalige Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus Töpfer, von der Notwendigkeit eines neuen Denkens auch auf Seiten der Wissenschaft: „Was angestrebt wird, ist, die Menschen in die Forschungsprozesse selbst mit einzubinden und sie Teil der Forschung werden zu lassen“.
Die anschließende Aussprache mit Professor Töpfer, dem Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Professor Dr. Stephan Lessenich, und der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Brigitte Zypries MdB, moderierte der Journalist Pitt von Bebenburg, Korrespondent der Frankfurter Rundschau in der Landeshauptstadt Wiesbaden.
Dialog-Cafès
In den folgenden Dialog-Cafés befasste sich der Große Konvent mit übergreifenden Themen und verknüpfte damit Fragen aus der Projektarbeit der Stiftung, aus der Wissenschaft und der Praxis miteinander. Dabei bestand für die Teilnehmenden die Möglichkeit, zwischen sechs thematisch fokussierten Dialog-Cafés zu wechseln, die jeweils mehrere Sessions umfassen. Besonders wichtig war dabei die Eröffnung der Sessions mit einem strukturierten Impuls. Moderatoren und Protokollanten der Stiftung begleiteten die Dialog-Cafés und führten kurz in das zuvor Diskutierte ein. Die kreative Nutzung dieses Formats bot die Möglichkeit, in der kurzen Zeit einige Einblicke in Fragestellungen der Schader-Stiftung zu erhalten.
Im ersten Dialog-Cafè wurde die Möglichkeiten einer Demokratisierung der Themenstellungen der Forschung und der Finanzierung von Wissenschaft diskutiert.
Im Dialog-Café 2 wurde das Thema Partizipation zwischen Wissenschaft und „ihren“ Öffentlichkeiten zur Diskussion gestellt.
Im Dialog-Café 3 wurden die Strukturen des Wissenschaftssystems thematisiert. Diese sind nicht notwendigerweise auf Vermittlung angelegt. Öffentliche Wissenschaft benötigt Strukturen des gegenseitigen Interesses, Vertrauens und verlässlichen Dialogs.
Im vierten Dialog-Café ging es um die Koproduktion wissenschaftlicher Erkenntnisse einerseits von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern andererseits aber auch durch Laien, die an intensiver Erkenntnisgewinnung interessiert sind und Expertise in ihrem jeweiligen Praxisfeld aufweisen. Dies ist ein Element Öffentlicher Wissenschaft.
Ein fünftes Dialog-Café zeigte auf, dass Wissenstransfer verläuft nicht als linearer Prozess, sondern als interaktiver, wechselseitiger und rückgekoppelter Prozess zwischen Wissenschaft und Praxis. Ein erfolgreicher Transfer setzt voraus, dass gesellschaftliche Fragestellungen und Forschungsinteressen aus Sicht der Praxis bereits von Beginn an in ein Projekt integriert werden.
Das Dialog-Café 6 diskutierte über den unterschiedlichen Einfluss auf die Wissenschaft durch die Methoden der Kommunikation und die Ansprüche der Medien. Die Reduzierung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf das medial Vermittelbare führt zu Konsequenzen im ökonomisierten Wissenschaftsbetrieb.
Ein Plenum mit moderierter Präsentation der Resümees rundete die Veranstaltung ab.
Der nächste Große Konvent der Schader-Stiftung ist für den Herbst 2016 zum Thema „Kulturelle Praktiken 4.0 – Verführung oder Selbstbestimmung“ terminiert.
Impulsgeberinnen und Impulsgeber
Neben der Keynote durch Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus Töpfer wirkten u.a. mit:
- Dr. Dipl.-Ing. Sergio Bellucci, Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung, Bern
- Prof. Dr. Heinz Bude, Universität Kassel
- Dr. Alexander Deppert, alias Alex Dreppec, Science Slam, Darmstadt
- Wiebke Drews M.A., European University Institute, Florenz
- Prof. Dr. Ulrike Gerhard, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
- Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, Vorsitzender des Stiftungsrats der Schader-Stiftung
- Prof. Dr. Stephan Lessenich, LMU München
- Prof. Dr. Irene Neverla, Universität Hamburg
- Dr. Steffi Ober, Zivilgesellschaftliche Plattform Forschungswende, Berlin
- Prof. Dr. Thomas Pleil, Hochschule Darmstadt
- Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Karlsruher Institut für Technologie
- Dr. Ulrich Schreiterer, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
- Prof. Dr. Stefan Selke, Hochschule Furtwangen
- Volker Stollorz, Science Media Center Germany, Köln
- Michael Wihlenda, Weltethos-Institut an der Universität Tübingen
- Dr. Harald Wilkoszewski, Population Europe, Brüssel
- Thorsten Witt, Wissenschaft im Dialog, Berlin
- Peter Zoche M.A., Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, Karlsruhe