Städte und EU-Energiepolitik im 21. Jahrhundert
Artikel vom 03.09.2015
Welche Rolle haben Städte in der Energiepolitik der Europäischen Union? Diese Frage wurde auf der Konferenz „Städte und EU-Energiepolitik im 21. Jahrhundert“, die am 3. und 4. September 2015 im Schader-Forum in Darmstadt stattfand, von Experten aus den Bereichen Wissenschaft und Praxis erörtert. Veranstaltet wurde die Konferenz vom Institut für Politikwissenschaft der Technischen Universität Darmstadt in Kooperation mit der Schader-Stiftung. Von Alina Gute
Städte und EU-Energiepolitik
Die überwiegende Mehrheit der EU-Bürger lebt in Städten oder Ballungsräumen. Ein Ende des Städtewachstums ist nicht in Sicht. Daraus resultieren, neben ökonomischen und sozialen Problemen, vor allem auch ökologische Belastungen, gelten doch Städte als Hauptverursacher klimarelevanter Emissionen. Darüber hinaus geht mit dem Städtewachstum auch eine Mehrbelastung für die Energieinfrastruktur einher, da eine steigende Anzahl an Stadtbewohnerinnen und -bewohner versorgt werden will. Gleichzeitig bergen Städte Innovationspotentiale und haben eine Vorbildfunktion inne, was Maßnahmen zur Reduzierung des Stromverbrauchs, der Erhöhung der Energieeffizienz und der Förderung erneuerbarer Energieträger betrifft. Des Weiteren eröffnet dieser Prozess die Gelegenheit, Stadt-Umland-Beziehungen auszubauen und somit den Folgen des demographischen Wandels wie auch des Klimawandels für die Raumentwicklung entgegenzuwirken. Das Umland ist für die meisten Städte Europas, aufgrund des Mangels an Freiräumen, ein wichtiger Energieversorger. Diese Interaktion bietet den Städten die Möglichkeit für eine politische und strukturelle Entlastung, der Förderung ihres Umlands und dessen Einbeziehung in die Stadtpolitik. Aus Sicht der EU-Energiepolitik nehmen Städte eine „Scharnierfunktion“ im Mehrebenensystem der Europäischen Union ein. Sie verbinden die nationale und regionale Ebene mit der lokalen Ebene und sind vor diesem Hintergrund nicht nur ein wichtiges Bindeglied in der Energiepolitik der Europäischen Union, sondern gewinnen auch im internationalen Kontext zunehmend an Bedeutung.
Europas Klimaziele für 2020
In Europa findet schrittweise eine Energiewende von Atomenergie und fossilen Kraftstoffen zu erneuerbare Energien statt. Für diesen Umbruch wurde 2008 ein Energie-Klimapaket verabschiedet, welches die so genannten „20-20-20“-Ziele beinhaltet. Dabei haben sich die EU-Mitgliedsstaaten bis 2020 verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen um mindestens 20 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, die Energieeffizienz um 20 Prozent zu erhöhen und einen Anteil von 20 Prozent erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch zu erzielen. Die konkrete Umsetzung erfolgt durch den Erlass von Richtlinien, die sich auf die „fünf Dimensionen“ — Versorgungssicherheit, CO2-Reduktion, Senkung Energienachfrage, Forschung und Entwicklung, Marktintegration — der Energieunion beziehen.
Umsetzung der Ziele in den Städten
Städte und Stadtregionen sind zentrale Akteure bei der Umsetzung von EU-Energiepolitik. Deshalb ist eine stärkere Koordinierung und Vernetzung der europäischen Städte untereinander und mit ihrem Umland notwendig.
Die Städte Europas können durch verschiedene Initiativen zu dem Erreichen der „20/20/20-Ziele“ beitragen. Beispielsweise können sie durch die Sanierung öffentlicher Gebäude einen effizienteren Stromverbrauch ermöglichen oder durch eine nachhaltige Stadtplanung und Quartierskonzepte zu den Maßnahmenfeldern einen Beitrag zur Zielerreichung beisteuern. Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und die Integration von erneuerbaren Energien in die Energieinfrastruktur sind notwendig, um nicht nur international wettbewerbsfähig zu bleiben, sondern einen maximalen Klimaschutz zu gewährleisten.
Die Autorin: Alina Gute ist von September 2015 bis November 2015 Praktikantin bei der Schader-Stiftung.
Die Präsentationsfolien der Referierenden stehen Ihnen im Downloadbereich als PDF-Dateien zur Verfügung.