Klimapolitische Perspektiven der Städte: 6. Hessenkonferenz Stadtforschung
Artikel vom 28.03.2014
Klimapolitische Perspektiven der Städte standen im Mittelpunkt der 6. Hessenkonferenz Stadtforschung am 27. März 2014 im Schader-Forum in Darmstadt. Das Netzwerk Stadtforschung Hessen (NeStH) will in Kooperation mit der Schader-Stiftung den Wissenstransfer zwischen den Disziplinen und mit der Praxis stärken. Thema der Netzwerker war der Umgang von Städten mit den Herausforderungen des Klimawandels.
Beginn: 27.03.2014 | 10:00 Uhr
Ende: 27.03.2014 | 18:00 Uhr
Ort:
Schader-Stiftung
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Städte von den Folgen des Klimawandels in besonderer Weise betroffen
Durch die dichte Besiedelung und die Vielzahl kritischer Infrastrukturen sind die Bewohner von Städten besonders von den Klimafolgen wie Fluten, Unwetter oder extremer Hitze betroffen. Wie man diese komplexen Herausforderungen, die mit dem Klimawandel einhergehen, meistern will, darüber diskutieren die Teilnehmer der sechsten Hessenkonferenz Stadtforschung am 27. März 2014 im Schader-Forum.
In seinem Impulsreferat wies Professor Ulf Matthiesen von der Humboldt-Universität Berlin, darauf hin, dass die entscheidenden Weichenstellungen auf internationaler, europäischer oder nationaler Ebene vollzogen werden, doch der Energieverbrauch konzentriert sich letztlich in Städten. Auch ein Großteil der klimarelevanten Emissionen wird dort erzeugt. Klimafolgen treffen Städte häufig besonders schwer. Doch sind Städte diesen Veränderungen nicht hilflos ausgeliefert: "Vielmehr können die Mitglieder von Stadtverwaltungen vor Ort kreativ und den jeweiligen Gegebenheiten angepasst, auf die Veränderungen des Klimas reagieren ", so Matthiesen.
Wie dies in den einzelnen Kommunen unterschiedlich geschieht, welche Rolle lokale Kontexte und Akteursbeziehungen bei der Verarbeitung von Wissen in der Klimapolitik einnehmen, darüber sprachen bei der sechsten Hessenkonferenz Stadtforschung Vertreter aus den Bereichen kommunaler und regionaler Planung, Verkehrsplanung, Flächenmanagement sowie aus der Wohnungswirtschaft und Immobilienforschung.
Klimapolitische Perspektiven der Stadtentwicklung
Der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch setzte sich in seinem Vortrag mit den komplexen verkehrs- und umweltpolitischen Aufgaben der Kommunen auseinander und betonte dabei die Notwendigkeit des Dialogs zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und den bürgerschaftlichen Akteuren sowievon Stadt und Umland.
In den Vorträgen der Konferenzteilnehmer wurden sowohl regionalplanerische Vorgaben an die Kommunen thematisiert als auch die Verkehrs- und Energiepolitik. Es sprachen unter anderem Wolfram Lamping, der sich der Frage widmete, welche Argumente Kommunen dazu bewegen, trotz der Unsicherheit über die Wirkungen lokaler Entscheidungen auf das globale Problem des Klimawandels vor Ort aktiv zu werden. Der Verkehrsexperte Professor Manfred Boltze wies auf die Bedeutung der Sichtbarkeit von Ursache und Schadenswirkung für die Intensität der gesellschaftlichen Anstrengungen zur Schadensbegrenzung hin. Die Anstrengungen, die in der Vergangenheit auf die Verkehrssicherheit gelegt wurden, werden daher nicht in ebenso starkem Maße auf die Luftreinhaltung konzentriert, so Boltze. Dabei wäre dies aus wissenschaftlicher Sicht dringend geboten.
Professor Andreas Pfnür, ebenfalls von der Technischen Universität Darmstadt, befasste sich mit dem Thema Flächen- und Immobilienmanagement, das ebenso eine Schlüsselstellung zur Verminderung von Treibhausgasen einnimmt. Um kommunale Klimaschutzpolitik zu verstehen, müssen neben Immobilieneigentümern und –nutzern auch die wirtschaftlichen Interessen der Bauwirtschaft im Blick sein. Von den erheblichen Schwierigkeiten, Klimaschutz und preisgünstigen Wohnraum praktisch miteinander zu verbinden, berichtete Dr. Simone Planinsek vom Wohnungsunternehmen Nassauische Heimstätte.
Stadtforscher-Nachwuchs präsentiert Projekte
Studierende und Doktoranden aller Disziplinen waren aufgefordert, ihre eigenen Projekte zum Thema Stadtforschung auf der Konferenz mit Postern vorzustellen. Ausgewählt wurden Projekte aus Aachen, Bielefeld, Kassel und Frankfurt. Mit einem von der Stiftung Natur pur gestifteten Preisgeld von 250 Euro wurde die Arbeit einer Studentengruppe aus Kassel über Energiearmut ausgezeichnet.
Programm
Das Wissen der Städte
Prof. Dr. Ulf Matthiesen, Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Europäische Ethnologie
Klimapolitik in der Wissenschaftsstadt
Jochen Partsch, Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt
Kommunikation im Klimawandel. Wie bringen Städte
den Klimawandel „nach Hause“?
Vortrag: PD Dr. Wolfram Lamping, Technische Universität Darmstadt, Institut für Politikwissenschaft
Praxiskommentar: Dr. Werner Neumann, Sprecher des Arbeitskreises Energie des BUND
Moderation: Prof. Dr. Heike Herrmann, Hochschule Fulda, Sprecherin der Sektion Stadt- und Regionalsoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Klimaschutz und Klimaanpassung in Flächenmanagement und Immobilienwirtschaft
Vortrag: Prof. Dr. Andreas Pfnür, Technische Universität Darmstadt, Fachgebiet Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre
Praxiskommentar: Dr. Simone Planinsek, Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH
Moderation: Peter Werner, Institut Wohnen und Umwelt (IWU)
Posterrundgang, Vorstellung studentischer Projekte
Städtische Verkehrsplanung und Verkehrsmanagement
Vortrag: Prof. Dr.-Ing. Manfred Boltze, Technische Universität Darmstadt, Institut für Verkehr
Praxiskommentar: Dr. Daniel Theobald, IHK Darmstadt, Referent für Standortpolitik und Verkehr
Moderation: Prof. Dr. Michael Peterek, FH Frankfurt, Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik
Regionalplanerische Vorgaben an die Kommunen zum Klimaschutz
Vortrag: Prof. Dr. Christian Diller, Universität Gießen
Praxiskommentar: Dr. Gabriela Bloem, Regionalverband FrankfurtRheinMain
Moderation: Dr. Georgios Terizakis, Technische Universität Darmstadt
Netzwerk Stadtforschung Hessen: Bündelung vorhandener Potenziale
Die interdisziplinär angelegte Hessenkonferenz wird jährlich von Netzwerk Stadtforschung Hessen organisiert und 2014 erstmals in Zusammenarbeit mit der Schader-Stiftung ausgerichtet. Nach der erfolgreichen Durchführung der Konferenz 2014 soll dieVeranstaltung auch künftig in Kooperation von Netzwerk Stadtforschung Hessen und Schader-Stiftung durchgeführt werden.
Ziel der seit 2009 einmal jährlich stattfindenden Konferenz ist die Bündelung vorhandener Potenziale der hessischen Hochschulen auf dem Gebiet der Stadtforschung sowie der Auf- und Ausbau von Kooperationen auch über die Grenzen der Forschungseinrichtungen hinaus.
Die Initiatoren des Netzwerkes sind Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen der Hochschule Darmstadt, der Fachhochschule Frankfurt, der Hochschule Fulda, der Universität Kassel, der Technischen Universität Darmstadt und des Instituts Wohnen und Umwelt.
Veranstalter und Kooperationspartner
Veranstalter:
- Netzwerk Stadtforschung Hessen (NeStH)
- Schader-Stiftung
Inhaltliche Ausgestaltung der Konferenz:
- Philipp Stolzenberg M.A., Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Darmstadt
- Dr. Georgios Terizakis, Leiter KIVA VI „Entwicklung Interdisziplinarität“, Technische Universität Darmstadt
Fachliche Kooperationspartner:
- Fachhochschule Frankfurt am Main
- Hochschule Darmstadt
- Institut für Wohnen und Umwelt (IWU), Darmstadt
- Hochschule Fulda