Rajzefiber – Aufbruch in die deutsche Gesellschaft
Artikel vom 11.02.2019
Das im Polnischen verwendete Wort „Rajzefiber“ deutet unumgänglich auf den Zusammenhang zu Migrationsbewegungen hin: Menschen kennen, ganz ähnlich wie Sprache, keine Grenzen. Begleitend zur Ausstellung „Lebenspfade. Polnische Spuren in RheinMain“ des Deutschen Polen-Instituts fand in der Schader-Stiftung eine Veranstaltung zur Identität polnischer Migrantinnen und Migranten und deren Integration, auch im Vergleich zu anderen Zuwanderungsgruppen, statt.
Beginn: 28.03.2019 | 17:00 Uhr
Ende: 28.03.2019 | 21:00 Uhr
Ort:
Schader-Forum
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Goethestr. 2
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64285 Darmstadt
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Reisefieber beim Aufbruch ins Ungewisse
Der Aufbruch über lokale oder nationale Grenzen bedeutet aber zwangsläufig auch Aufregung und Ungewissheit. Das Fieber ist fester Bestandteil der Reisevorbereitung und der Reise, erst die endgültige Ankunft verschafft Linderung. Die kulturelle Nähe polnischer Migrantinnen und Migranten zur deutschen Ankunftsgesellschaft führt zwar zu leichterem gegenseitigem Verständnis, doch wie gelingt die Integration und das Überwinden des Fremdheitsgefühls?
Der kürzlich erschienene Migrationsbericht 2016/2017 spiegelt einen besonders hohen Anteil Staatsangehöriger aus Polen wider. Polen bleibt damit auch in der Gegenwart ein zentrales Herkunftsland von Migrantinnen und Migranten. Mit Blick auf „unauffällige“ Kriminalitätsstatistiken und „besondere“ Bildungserfolge im Vergleich zu Gruppen anderer Migrantinnen, aber auch wegen ihrer geringen öffentlich-politischen Einmischung, werden Migranten polnischer Herkunft in Deutschland als besonders integrationsfähig wahrgenommen. Welche Rolle spielt hierbei die deutsch-polnische Kollektivgeschichte? Wieso ist diese Zuwanderungsgruppe vergleichsweise angepasst oder gar assimiliert? Welche Rolle spielt hierbei die vielfach vorhandene Möglichkeit eines privilegierten Zugangs zur Aufnahmegesellschaft? Wie weit reichen gesellschaftliche Akzeptanz und Integration aber wirklich? Sind Polinnen und Polen tatsächlich ein Vorbild für „pflegeleichte“ Migration?
Darüber hinaus können auch Rückschlüsse auf die gesamte gegenwärtige Integrationsdebatte gezogen werden. Was kann aus der langen Geschichte polnischer Migrationserfahrungen in Deutschland auf heutige Integrationsbemühungen übertragen werden, welche Indikatoren helfen in den Bemühungen um gleiche Teilhabechancen? Welche Rolle spielen dabei Sprache und kulturelles, mitgebrachtes Vorwissen, also ein gemeinsamer kultureller Kanon? Ist die Anpassung und „unsichtbare“ Integration auch typisch für unterbürgerliche Schichten anderer Gruppen von Migrantinnen und Migranten?