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Demokratie und Kompromiss. Das Politische in Gruppen, Gremien und Teams

Artikel vom 23.11.2023

Quelle: Pixabay

Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsdynamik (DGGO) und dem interdisziplinären Forschungsverbund "Kulturen des Kompromisses" (Standort Universität Münster) lud die Schader-Stiftung zu einer Tagung um die (Re-)Politisierung gruppendynamischer Arbeit in Teams, Unternehmen, Verbänden, Vereinen und anderen Organisationsformen ein.

Informationen zur Veranstaltung

Beginn: 19.09.2024 | 13:00 Uhr

Ende: 21.09.2024 | 13:00 Uhr

Summary: Demokratie und Kompromiss

Der Kompromiss hat einen schlechten Ruf in der Öffentlichkeit. Zu Unrecht? Damit beschäftigte sich eine zweitägige Fachtagung der Schader-Stiftung mit der Deutschen Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsdynamik (DGGO) in Darmstadt.

Zusammen mit Boris Mackrodt und Robert André hatte Gisela Clausen seitens der DGGO den Anstoß zu der Kooperations-Tagung gegeben. Ihr zentrales Anliegen ist das Politische in Gruppen: „Machen wir uns die Mühe, latente politische Konflikte in Gruppen, Teams, Kollegien mit den Beteiligten zu thematisieren und selbst Akteure des Politischen zu werden?“

Kompromisse sind Regelungen für Konflikte, die Zugeständnisse an die unterschiedlichen Positionen umfassen, obwohl die Konfliktparteien nach wie vor ihre je eigenen Lösungen für richtig halten. Das stellten die Wissenschaftler*innen der Uni Münster Prof. Dr. Matthias Freise und Vertretungsprofessorin Dr. Manon Westphal aus dem Verbundprojekt „Kulturen des Kompromisses“ dar. Sie forschen zu demokratischen Innovationen wie direktdemokratische Lösungen, deliberative Verfahren und partizipative Innovationen.

Zum Abschluss der Tagung sprach Brigitte Zypries unter dem Titel „Liebe unter Stachelschweinen“ über Koalitionsverhandlungen und Kompromissgeschehen in der Politik. Die mehrfache Bundesministerin und Staatssekretärin ist sich sicher: „Grundlage des Kompromisses ist Vertrauen“ und „Der Wert des politischen Kompromisses wird in der Öffentlichkeit nicht geschätzt“. Ihr Gesprächspartner Dr. Danny Schindler, Direktor des Instituts für Parlamentarismusforschung Berlin (IParl), wies auf die hohe Bindungskraft des Kompromisses hin, der Politik verlässlich machen kann.

Kompromiss als Lösungsstrategie

Multiple gesellschaftspolitische Krisen erschüttern unsere Lebensgewissheiten. Inmitten zunehmender Dynamik und schärferer Polarisierung müssen wir uns neu orientieren und austarieren, welche Verfahren im öffentlichen Miteinander gelten sollen. Dabei sind die Herausforderungen ebenso global wie lokal und kommen mit hohem Entscheidungsdruck einher. „Politischer“ Entscheidungsdruck herrscht nicht nur im Parlament, sondern überall da, wo Menschen zusammen etwas erreichen wollen oder müssen: in Gremien, Teams und Projektgruppen.

Deswegen lohnt sich ein neuer Blick auf den Kompromiss als die etablierte, aber wenig beforschte Konfliktlösungsstrategie. Ohne Kompromisse ist das Zusammenleben und -arbeiten in einer pluralen Gesellschaft nicht denkbar. Ohne handlungsfähige Gruppen oder Gremien kann keine Gesellschaft und keine Organisation zu produktiven Kompromissen kommen. Was aber kennzeichnet einen guten Kompromiss genau? Was macht Gruppen handlungsfähig? Welche Bedingungen sind dafür förderlich? Was passiert im politischen Diskurs mit der Wirkmacht des Verborgenen und Ungesagten?

Um zu neu austarierten Gewohnheiten und Lebensgewissheiten zu kommen, sind Verhandlungen und Entscheidungen im Großen wie im Kleinen nötig. Die zentralen Orte dafür sind Gruppen und Gremien: Vorstände, Meetings von Führungskräften, Teams, Bürgerräte, regionale Gruppen von Vereinen und Verbänden, von Parteien und Gewerkschaften.

Zielgruppen

Wir wenden uns mit dieser Tagung an Wissenschaftler*innen, Organisationsberater*innen und Führungskräfte aus Verwaltung, Wirtschaft, Politik und Nonprofit-Organisationen, die das immanent Politische in Gruppenprozessen und das Gruppendynamische im Politischen reflektieren wollen.

Zentrale Fragen

  • Welche Bedingungen müssen gegeben sein, um zu tragfähigen Kompromissen angesichts einer pluralen Gesellschaft mit gravierenden Differenzen zu kommen?
  • Welche politischen und sozialen Konzepte oder Theorien sind zur Entwicklung guter Kompromissfähigkeit in Gruppen und Gremien nützlich?
  • Wie müssen tragfähige Bündnisse oder Beziehungen zwischen Gruppierungen sein, damit sie auch dann noch halten, wenn konkurrierende politische Strömungen die eigene Position in Frage stellen? Welche Rolle kommt dabei den einzelnen Beteiligten zu?
  • Wie beeinflusst die Form der Kooperation, die in einer Gruppe oder Gruppierung üblich ist, ihre demokratische Kompromissfähigkeit?
  • Wie ist die politische Arbeits- und Kompromissfähigkeit von Gruppen und Gruppierungen in demokratischen Kontexten zu stärken?

Organisatorisches

Die Tagung begann am 19. September 2024 um 13.30 Uhr und endete am 21. September 2024 mittags, wobei der letzte Vormittag mit einem Arbeitsfrühstück der Diskussion um die Fortführung solcher Tagungen und der Identifikation von Forschungsfragen gewidmet war.

Der Tagungsbeitrag betrug EUR 250,-. Es gab einen Frühbucherrabatt: Bis zum 12. August betrug der Tagungsbeitrag EUR 220,- EUR. Dieser wurde direkt von der DGGO erhoben und nicht von der Schader-Stiftung verwaltet. Für Teilnehmende aus den Gesellschaftswissenschaften und den Praxisbereichen der Schader-Stiftung lobte diese kostenfreie Stipendien aus.

Veranstalter*innen:

Die Schader-Stiftung lud ein in Kooperation mit der Universität Münster, dem Verbundprojekt „Kulturen des Kompromisses“ und der Deutschen Gesellschaft für Gruppen- und Organisationsdynamik (DGGO).

  • Schader-Stiftung; Alexander Gemeinhardt und Özlem Eren
  • Deutsche Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsdynamik (DGGO); Gisela Clausen und Boris Mackrodt
  • Kulturen des Kompromisses: Interdisziplinärer Forschungsverbund; Dr. Manon Westphal
  • Politikwissenschaftliches Institut der Universität Münster; Prof. Dr. Matthias Freise

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