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Selbstvermessung zwischen Empowerment und neuen Barrieren

Artikel vom 17.04.2018

Vom Fitness-Tracker bis zum Blutzuckermessgerät: digitale Selbstvermessungsanwendungen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Ist Gesundheit bald nur noch eine Frage von Messdaten als Orientierungsgröße und vergleichenden Quantifizierungen?

Informationen zur Veranstaltung

Beginn: 17.04.2018 | 15:00 Uhr

Ende: 18.04.2018 | 16:00 Uhr

Ort: Schader-Forum | Goethestr. 2 | 64285 Darmstadt
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Selbstvermessung zwischen Empowerment und neuen Barrieren

Digitale Selbstvermessungsanwendungen, vom Fitness-Tracker bis zum Blutzuckermessgerät, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Wearables im Gesundheitsbereich lassen sich sowohl präventiv als auch kurativ in verschiedenen Anwendungsbereichen einsetzen. Gesund sein oder gesund werden wird durch die „kleinen Helferlein“ am Armband oder in der Hosentasche scheinbar ermöglicht und durch spielerische Anreizsysteme (Gamification) unterstützt. Ist Gesundheit bald nur noch eine Frage von Messdaten als Orientierungsgröße und vergleichenden Quantifizierungen?

Die innovativen Einsatzmöglichkeiten von Selbstvermessungsanwendungen führen zu neuen Fragestellungen, die nur im Dialog zwischen interdisziplinärer Wissenschaft und der Praxis des Gesundheitswesens und der Gesundheitspolitik geklärt werden können. Das Symposium diente der Systematisierung dieser Fragestellungen an der Schnittfläche zahlreicher Perspektiven.

Person
Selbstvermessungstechniken führen zu einem veränderten Verhältnis von (Gesundheits-)Technik und Körperlichkeit. Wie verändert sich dabei das Bild des „gesunden Menschen“? Wie lässt sich sicherstellen, dass die Auswirkungen durch Selbstvermessung vermittelter Konventionen und Normen auf die Selbstwahrnehmung keine Ängste und Pathologien befördern, sondern lebensdienlich bleiben und bilden sich durch breiten und dauerhaften Einsatz andere, oder gar neue Bilder von Person und Persönlichkeit heraus?

Dateninfrastruktur
Hinter den physikalischen Fitnessarmbändern und anderen tragbaren Sensoren ist eine Dateninfrastruktur entstanden, die von der Echtzeit-Auswertung der Messdaten im Gerät, über Abgleich mit Datenbanken von Gesundheitsdienstleistern oder Versicherungen, bis hin zur Datenverbreitung über Internetplattformen, Sozialen Medien und öffentliche Datenbanken reicht. Wie ist es dabei um Datensicherheit, Kontrollierbarkeit, um Folgenabschätzung und Verantwortungsbewusstsein bestellt, wenn die lokalen, körperlichen Daten, in einem globalen Digitalisierungskontext stehen?

Medien & Algorithmen
Leichtverständliche Rückmeldungen über Gesundheitsparameter können helfen die Gesundheitskompetenz der Nutzer zu erhöhen und unkomplizierte Wege proaktiver Lebensgestaltung aufzeigen. Wie ist dabei die Gefahr neuer Abhängigkeiten von letztlich unverstandenen Hintergrundprozessen in den Griff zu kriegen, die bereits durch simple Fehlfunktionen und mangelhafte Standards der Technikgestaltung etwas Anderes liefern können, als die erwünschte numerische Auskunft über den eigenen Gesundheitszustand?

Barrieren & Teilhabe
Letztlich bleibt zu fragen, inwieweit die Techniken der Selbstvermessung zu Wohl und Wehe der Nutzer, der unbeteiligten, aber mitvermessenen Dritten in Gestalt von Freunden, Verwandten, Kollegen oder Pflegepersonal, bis hin zu nicht-Nutzern reichen, die sich neuen Angeboten von Krankenkassentarifen sowie invasiver Alltags- und Medizintechnik gegenübersehen. Unter welchen Bedingungen lassen sich Gesundheit, soziale Teilhabe, Selbstbestimmung und Technikkompetenz realisieren ohne dabei neue Ungleichheiten zu generieren oder Personengruppen von der Teilhabe auszuschließen?

 

Die Schader-Stiftung bot mit ihrem Forum einen Ort für den notwendigen inhaltlichen Austausch und die Vernetzung ausgewählter Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis – auch im Hinblick auf zukünftige kooperative Forschungsaktivitäten. Das Symposium wurde in Kooperation mit der Hochschule Furtwangen (Projekt VALID) durchgeführt.

Das Symposium diente der Vorstellung aktueller Forschungsprojekte aus dem Bereich der digitalen Selbstvermessung in Kombination mit Vertiefungsvorträgen und praxisorientierten Workshops. Insgesamt entstanden auf dieser Basis theoretische und praktische Einblicke in das gesellschaftlich relevante Feld der digitalen Selbstvermessung, das stellvertretend für viele Digitalisierungsphänomene thematisiert wurde.

 

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