Integrieren statt Umsiedeln - Empfehlungen zum Umgang mit segregierten Quartieren
Artikel vom 26.02.2007
Stadtteile mit hohem Zuwandereranteil, als „Ghetto“ diffamiert, scheinen geradezu ein Ausdruck des Rückzugs der angeblich integrationsunwilligen Migranten in ihre „Parallelgesellschaften“ zu sein. Sagt der Ausländeranteil wirklich etwas über die Stabilität und vor allem die Integrationsfähigkeit eines Wohnquartiers oder die Integrationswilligkeit seiner Bewohner aus? Wie kann das friedliche Zusammenleben gefördert werden? Wie kann die Integration von Zuwanderern trotz ihrer sozialräumlichen Segregation gelingen? Von Sybille Münch
Handlungsbedarf für Kommunen und Wohnungswirtschaft
Wer die Medienberichte zu Ereignissen wie den Jugendunruhen in den französischen banlieus oder den „Hilferuf“ des Kollegiums der Berliner Rütli-Schule verfolgt hat, mag glauben, dass der von Samuel Huntington für die Weltpolitik prognostizierte „Kampf der Kulturen“ längst in den ethnisch geprägten Nachbarschaften europäischer Großstädte ausgetragen werde. In Deutschland hat das Thema „Integration von Zuwanderern1“ Konjunktur – oder vielmehr das vermeintliche Scheitern derselben.
Die Ausgangslage für das Projekt „Zuwanderer in der Stadt“ ist zunächst die Feststellung, dass der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung wächst. Die Prognose „Wir werden weniger, älter, bunter“ wird nicht mehr nur von Bevölkerungswissenschaftlern vorgetragen, sondern hat mittlerweile Eingang in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gefunden.
Dem Mikrozensus2 zufolge lebten 2005 rund 15,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Deren Anteil an der Gesamtbevölkerung ist mit knapp 19 % fast doppelt so hoch wie der Anteil der bisher erfassten Ausländer, die nun 9 % der Gesamtbevölkerung ausmachen.
Als Integrationsstätten der Gesellschaft fungieren dabei insbesondere die westdeutschen Großstädte: 90 % der Ausländer leben im Westen der Republik und rund die Hälfte von ihnen lebt in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern. Unter den Deutschen sind lediglich 30 % Großstadtbewohner. Obgleich sich die Geburtenraten ausländischer Familien mit längerem Aufenthalt an die Aufnahmegesellschaft anpassen, werden Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien in Zukunft in einigen Stadtvierteln westdeutscher Großstädte die Mehrheit in ihrer Altersgruppe bilden.
Handlungsbedarf besteht, da die Bedeutung des Arbeitsmarktes für die Integration von Zuwanderern abnimmt. Dies liegt nicht nur an der durch die Deindustrialisierung bedingten hohen Arbeitslosigkeit, von der Zuwanderer in besonderem Maße betroffen sind. Der für ihre Arbeitslosigkeit verantwortliche Strukturwandel hat auch die Rolle der Gewerkschaften geschwächt, die in der Vergangenheit im hohen Maße zur Integration von ausländischen Arbeitnehmern beigetragen haben (Schiffauer 2005: 20). Je mehr der Arbeitsmarkt als „Integrationsmaschine“ an Gewicht verliert, desto mehr gewinnen Nachbarschaft und Wohnumfeld – der Sozialraum – an Bedeutung für die Integration der Zuwanderer. Insbesondere für die Kinder mit Migrationshintergrund finden Lebensgestaltung und Sozialisation vor allem in der Nachbarschaft statt.
Durch ihre schwache Stellung auf dem Wohnungsmarkt, aber auch durch die diskriminierende Praxis einzelner Vermieter, werden Zuwanderer jedoch in solche Bestände des unteren und mittleren Preissegmentes gefiltert, in denen sie Deutschen benachbart sind, deren soziale Stellung prekär ist. Der Ausländeranteil des Quartiers wird dann häufig als Zeichen für die Destabilisierung des Stadtteils angeführt, auch wenn die Ursachen für Konflikte in diesen „überforderten Nachbarschaften“ eher in der Prekarität der Lebensumstände der ausländischen und deutschen Bevölkerung zu finden wären. Integrationsbedarf haben beide Seiten!
Ausgangsüberlegungen zum Zusammenhang von Wohnen und Integration
Hinsichtlich der Integration von Zuwanderern mit Blick auf das Wohnen verfolgen Kommunen und Wohnungswirtschaft bislang das Ziel der ethnischen und sozialen „Mischung“ der Bevölkerung auf städtischer wie auf Quartiersebene. Auch das Baugesetzbuch schreibt in § 1 Abs. 5 für die Bauleitplanung die Vermeidung „einseitiger Bevölkerungsstrukturen“ vor, ebenso das Wohnraumförderungsgesetz, wonach die „Schaffung und Erhaltung sozial stabiler Bewohnerstrukturen“ bei der Förderung von Wohnungen zu berücksichtigen ist. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, eine unter den Deutschen verstreut wohnende Migrantenbevölkerung werde sich besser in die Aufnahmegesellschaft integrieren.
Hinter diesen Überlegungen steht u. a. die seit Jahren anhaltende Debatte, ob die Konzentration von Zuwanderern in bestimmten Stadtteilen, ihre räumliche Segregation, ein Hindernis für deren Integration darstellt. Die Diskussion um besonders wünschenswerte Bevölkerungsstrukturen ist indes schon viel älter und bezog sich zunächst vor allem auf die soziale Segregation, also die ungleiche Verteilung von Arm und Reich über das Stadtgebiet. Heute ist zu beobachten, dass sich soziale und ethnische Segregation meist überlappen.3
Argumente gegen Segregation
Von Gegnern der Segregation werden eine Reihe von Argumenten vorgetragen. Dabei wird deutlich, dass sich die Kritik vor allem auch gegen die soziale Segregation richtet. Befürworter der Mischung argumentieren zum einen ökonomisch: Die Konzentration von Armut in bestimmten Stadtteilen führe zur Abwanderung derjenigen Bewohner, die es sich noch leisten können. Der Kaufkraftverlust könne durch Desinvestitionen und Gewerbeleerstand eine weitere Abwanderung und somit eine Abwärtsspirale für das Quartier in Gang setzen. Zum anderen wird ein politisches Argument gegen Segregation vorgebracht: Durch erfolgreiche Mischung blieben auch benachteiligte Bevölkerungsgruppen im Bewusstsein der (gesellschaftlichen) Eliten (ausführlich zur Diskussion um Segregation: Siebel/ Häußermann 2001). Zudem erzeuge eine Konzentration von nicht-wahlberechtigten Zuwanderern in einem Stadtteil ein demokratisches Vakuum, das dazu führen könnte, dass das betroffene Quartier politisch nicht mehr ausreichend repräsentiert sei.
Ein gesellschaftspolitisches Argument gegen soziale Segregation unterstellt negative Sozialisationseffekte. Als Bestandteil einer „Kultur der Armut“ seien in benachteiligten Nachbarschaften solche Verhaltensweisen funktional und verbreitet, die sich bei Kontakten mit der Mehrheitsgesellschaft als kontraproduktiv erwiesen. Als weiteren negativen Quartierseffekt hat Wilson (1987) angeführt, dass Jugendlichen in Quartieren, in denen erwerbstätige Erwachsene eine Randerscheinung darstellen, ein positives Rollenvorbild für die Orientierung auf Arbeit fehle.
Diese Befunde beziehen sich aber in erster Linie auf nordamerikanische und nicht auf deutsche Verhältnisse. Analog zur Konzentration von sozial Benachteiligten wird jedoch auch der Konzentration von Zuwanderern ein negativer Sozialisationseffekt unterstellt, da in ethnischen Quartieren beispielsweise der Erwerb der deutschen Sprache erschwert und eigentlich für den Alltagsgebrauch nicht mehr notwendig sei. Eine innerethnische Vergemeinschaftung im Sinne eines konservativen Milieus erhöhe die soziale Kontrolle und den Konformitätsdruck auf die Bewohner mit Migrationshintergrund und verringere ihre Teilhabechancen an der Mehrheitsgesellschaft.
Ein weiteres gesellschaftspolitisches Argument gegen die Konzentration von Zuwanderern lautet, die Konzentration von „Fremden“ erhöhe ihre Sichtbarkeit und könne Fremdenfeindlichkeit befördern. Erhebungen in Städten der neuen Bundesländer zeugen indes davon, dass sich rassistische Einstellungen gerade bei einem verschwindend geringen Ausländeranteil manifestieren.
„Gemischte“ Quartiere und ihre Realisierung
Die Mitglieder des Expertenforums haben die Argumente gegen Segregation durchaus ernst genommen. Die Realisierung von „gemischten“ Wohnquartieren begegnet jedoch im Alltag erheblichen Schwierigkeiten. Zunächst ist anzumerken, dass der Zuwandereranteil im Quartier, bei dessen Erreichen der Fortzug der deutschen Bewohner drohen soll, willkürlich definiert wird. Dass die lange Zeit verbreitete Faustformel von maximal 15 % ausländischen Haushalten obsolet wird, wenn der Ausländeranteil schon für die Gesamtstadt bedeutend höher liegt, erklärt sich von selbst. Der tipping point, der die vermeintlich objektive Grenze sozialer Verträglichkeit beziffert, suggeriert lediglich Wissenschaftlichkeit und Berechenbarkeit. Er lässt sich jedoch in der Regel nur ex post verifizieren und besitzt keinen Prognosewert. Wie bereits mit Blick auf die neuen Länder festgestellt wurde, reagieren Bewohner nicht auf Zahlen; maßgeblich ist für sie die persönliche Empfindung des Fremden.
Außerdem erweist sich die Annahme, jeder Stadtteil mit hohem Zuwandereranteil sei sozial instabil, als grobe Vereinfachung.4 Von vielen Stadtteilakteuren wird sogar die soziale Stabilisierung benachteiligter Quartiere durch Bewohner mit Migrationshintergrund und ihre vergleichsweise stabilen, kompensatorisch wirksamen Familien- und Netzwerkstrukturen hervorgehoben (z. B. Staubach 2005: 210). Auch die GdW-Studie „Überforderte Nachbarschaften“ stellt fest: „Die länger in der Bundesrepublik lebenden Ausländer sind vielfach die ökonomisch aktivsten und stärksten Gruppen“ und „bilden häufig einen Faktor der Stabilität“ (GdW 1998: 105; 110). Selbst im städtebaulichen Bericht der Bundesregierung von 2004 wird hierzu festgestellt: „Eine durchlässige ethnisch-kulturelle Milieubildung im Stadtquartier [kann] durchaus positive Wirkungen haben, wenn sie zur Anerkennung der Verschiedenheit bei gleichzeitiger Vermeidung von Ausgrenzung führt“ (BMVBW 2004: III).
Nicht zuletzt sind Quotierungen und Zuzugssperren für Ausländer insofern fragwürdig, als sie die ohnehin problematische Wohnraumversorgung der Zuwanderer weiter verschlechtern.
Steuerungsfähigkeit geht verloren
Die Experten in unserem Projekt haben hingegen darauf hingewiesen, dass das Instrument der Mischung im Quartier aus mehreren Gründen an Bedeutung einbüßt. Erstens sind in Deutschland Familiennachzug und Kettenmigration die vorherrschenden Arten der Zuwanderung, sodass regionale und städtische Verteilungsmuster ohnehin verstärkt werden. Schwerwiegender ist allerdings, dass der Bestand sozialgebundenen Wohnraums fortlaufend schrumpft. Entsprechend sinkt die Bedeutung des kommunalen Belegungsrechtes als Instrument zur räumlichen „Verteilung“ von Sozialwohnungsberechtigten im Stadtgebiet und in den Wohnquartieren. Häußermann hat dieses Abnehmen der Steuerungsmöglichkeiten kürzlich auf den Punkt gebracht: „Im Jahre 1980 gab es in der Bundesrepublik etwa 4 Millionen Sozialwohnungen und 1 Million Arbeitslose, im Jahr 2005 gibt es nur noch 1 Million Sozialwohnungen, aber mehr als 4 Millionen Arbeitslose.“ (Häußermann 2005). Darüber hinaus haben sich Zuzugssperren, wie sie etwa in verschiedenen Westberliner Bezirken verhängt wurden, schon in der Vergangenheit als nicht wirkungsvoll erwiesen.5
Segregation wird es also auch künftig geben und sie manifestiert sich sowohl in schrumpfenden als auch in vergleichsweise stabilen Städten. Nicht nur die Verknappung von Wohnraum in Städten mit angespanntem Wohnungsmarkt, auch der Leerstand zahlreicher Wohnungen in schrumpfenden Städten erschwert die „Mischung“. In wachsenden Städten mit angespanntem Wohnungsmarkt ist zu vermuten, dass sich ethnische Segregation im Zuge der Gentrifizierung innenstadtnaher Altbaubestände über die Verdrängung der weniger zahlungsfähigen Bewohner (mit Migrationshintergrund) vollzieht. In Städten mit entspanntem Wohnungsmarkt liegt nahe, dass die Konzentration von Migranten durch Suburbanisierung, also durch den Fortzug zahlungskräftigerer (deutscher) Bewohner bedingt oder auf freiwillige Entscheidungen der Zuwanderer zurückzuführen ist.
Prämissen des Expertenforums
Der Ausgangspunkt der „Empfehlungen zur stadträumlichen Integrationspolitik“ des Expertenforums lautete nach alledem:
- Die räumliche Konzentration von Zuwanderern in großstädtischen Quartieren gibt es und wird es auch künftig geben.
- Sowohl das Eigeninteresse der Zuwanderer als auch die Mechanismen des Wohnungsmarktes unterstützen diesen Trend.
- Wirksame Instrumente der Kommunen oder der Wohnungswirtschaft, dem entgegenzusteuern, gibt es kaum (noch).
Zu den Überlegungen, dass Segregation nur schwer verhindert werden kann, tritt im Projekt „Zuwanderer in der Stadt“ die Überzeugung hinzu, dass (freiwillige) ethnische Segregation auch nicht grundsätzlich verhindert werden sollte. In den „Empfehlungen zur stadträumlichen Integrationspolitik“ heißt es dazu:
„Die Nachbarschaft von Familie und Landsleuten bietet Zuwanderern eine Reihe von Vorteilen:
- Soziale und familiale Netze bieten materielle und immaterielle Hilfen für neu Zugewanderte. Ethnische Ökonomien sowie eine auf die kulturellen und ökonomischen Bedürfnisse der Zuwanderer abgestimmte Infrastruktur entwickeln sich leichter bei räumlicher Nähe.
- Soziale Netze gleicher Ethnien sind wichtig für Zuwanderer, die noch nicht mit den Systemen von Arbeitsmarkt, Sozialstaat und Zivilgesellschaft im Aufnahmeland vertraut sind. Solche Netze bilden sich leichter auf der Basis kultureller und sozialer Homogenität und räumlicher Nähe. Eine kommunalpolitisch wirksame Organisation und Vertretung der Interessen von Zuwanderern vor Ort wird durch räumliche Konzentration ebenfalls erleichtert.
- Migration bedeutet heute in der Bundesrepublik vor allem Familienmigration. Insbesondere die Verwandtschaftssysteme bieten in der fremden Umgebung wichtige emotionale und alltagspraktische Hilfen, Schutz gegen Isolation und Demoralisierung. Die soziale Stabilisierung im bekannten Milieu macht es leichter, sich auf die neue Gesellschaft einzulassen und zugleich die bisherigen Lebensgewohnheiten und den kulturellen Hintergrund beizubehalten.“ (Schader-Stiftung et al. 2005: 20)
Die sozialräumliche Segregation von Zuwanderern ist ein ambivalentes und hochkomplexes Phänomen. Um ein Bild zu bemühen, das Siebel, selbst Mitglied des Expertenforums, in einem anderen Zusammenhang geprägt hat: Das ethnisch geprägte Quartier kann „Netz und Käfig zugleich“ sein (Siebel 2005: 168).
Exkurs: Kritik an „Parallelgesellschaft“ und „Ghetto“
Mit Blick auf die Komplexität der Ursachen und Wirkungsweisen von Segregation ist Kritik am inflationären Gebrauch zweier Begriffe angebracht: „Parallelgesellschaft“ und „Ghetto“.
Der Begriff „Parallelgesellschaft“ genießt – gerade auch in den Medien und bei Politikern verschiedener Couleur – besondere Popularität. Problematisch ist dies insofern, als der Begriff asymmetrisch verwendet wird: Wer spricht denn bei den Bewohnern eines reinen Wohlstandsquartiers von „Parallelgesellschaft“? Außerdem wird er lediglich auf muslimische Zuwanderer bezogen und dabei „Integrationsunwilligkeit“ unterstellt. Mechanismen der Ausgrenzung von Migranten durch die Aufnahmegesellschaft bleiben unberücksichtigt. Ebenso unterschlägt die Bezeichnung „Parallelgesellschaft“, dass Konzentrationen von Migranten in Nachbarschaften und vor allem an Schulen sehr häufig auf die Segregationsbestrebungen deutscher Mittelschichtsfamilien zurückzuführen sind, die durch „Gestattungen“ Schuleinzugsbereiche umgehen oder durch Fortzug ins Umland nach ethnischer und sozialer Homogenität in ihrem Wohnumfeld streben.
Das Konzept „Parallelgesellschaft“ impliziert zudem eine Dopplung der Institutionen der Aufnahmegesellschaft, wobei die Binnenintegration der Zuwanderer, etwa ihre Selbstorganisation in ethnischen Vereinen, ihrer Integration in die Mehrheitsgesellschaft im Wege stehe.6 Verschiedene empirische Untersuchungen haben aber für Deutschland gezeigt, dass die Sorgen um Rückzugstendenzen – zumindest in der zweiten Generation – nicht bestätigt werden (Salentin 2005: 8). Zuwanderervereine beispielsweise haben eher eine Komplementärfunktion (vgl. Halm/ Sauer 2004: 551). Wer sich im Migrantenverein engagiert, ist auch im „deutschen“ Verein Mitglied, wer viele Freunde der eigenen Herkunftsgruppe hat, nennt auch viele deutsche Freunde sein eigen. Eine Konkurrenz zwischen Binnen- und Außenkontakten lässt sich nicht feststellen (z. B. Schöneberg 1985). Nach Untersuchungen am Zentrum für Türkeistudien in Essen sind noch am ehesten ältere Gastarbeiter, Heiratsmigranten und Zuwanderer mit erst kurzer Aufenthaltsdauer gefährdet, sich zurückzuziehen (Halm/ Sauer 2004: 547).7 Zudem wird die Fluidität der Zuwanderer-Kulturen übersehen: Deren ethnische Identität in Deutschland reproduziert nicht einfach die Kultur des Herkunftslandes (Schiffauer 2005: 21).
Die Allgegenwart des Begriffs „Parallelgesellschaft“ wird in der öffentlichen Debatte von einem älteren Begriff flankiert, der schon in den 80er und 90er Jahren weit verbreitet war. Der Ausdruck „Ghetto“ ist nicht nur mit Blick auf seine Bedeutung in der deutschen Geschichte mehr als bedenklich, er verkennt zudem die besonderen Strukturen deutscher Quartiere mit hohem Zuwandereranteil. Erstens sind sie in der Zusammensetzung ihrer Bewohnerschaft überwiegend multiethnisch. Die Auswertung der „Innerstädtischen Raumbeobachtung“ des BBR durch die „Arbeitsstelle Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche Integration“ am WZB hat kürzlich belegt, dass Stadtviertel, in denen eine Nationalität dominiert, in Deutschland untypisch sind. Es gibt ausgesprochen wenige Viertel, in denen eine ethnische Gruppe überhaupt einen Anteil von zehn Prozent erreicht (Schönwälder 2006: 23). Zweitens bleibt der Anteil an Bewohnern ohne Migrationshintergrund in den deutschen „Ausländervierteln“ hoch, und die Konzentrationsgebiete sind zudem relativ kleinräumig (Mahnig 2001: 2).
Außerdem impliziert der Begriff „Ghetto“, dass seine Bewohner dort auf Dauer eingeschlossen sind. Dies trifft für die ethnisch geprägten Quartiere bei uns nicht zu. Es gibt Untersuchungen, die in manchen Gebieten sogar eine höhere Fluktuation der ausländischen Bewohner im Vergleich zu ihren deutschen Nachbarn nachweisen. Das Borsigplatzviertel in Dortmund beispielsweise hatten 90 % der ausländischen Bewohner nach 16 Jahren wieder verlassen (Gliemann 2002: 7). Auch die Frankfurter Umzugsstatistiken weisen auf eine höhere Mobilität ausländischer Haushalte hin (DASL 2002).
„Empfehlungen zur stadträumlichen Integrationspolitik“
Dem Projekt „Zuwanderer in der Stadt“ geht es darum, den negativen Begleiterscheinungen sozialräumlicher Segregation entgegenzuwirken und deren positive Effekte zu verstärken. Mit anderen Worten: Der Aufstieg für Zuwanderer und „Einheimische“ zugleich muss innerhalb des Quartiers möglich sein. „Integration trotz Segregation“ lautet die Forderung. Angestrebt wird die Herstellung stabiler Quartiere anstelle räumlicher „Verschiebetechniken“ (Lanz 2002: 66) für einzelne Bewohnergruppen. Es muss darum gehen, soziale Probleme zu lösen und nicht, lediglich ihre räumliche Verteilung zu ändern (vgl. Bürkner 2002: 104). Auf die zweifelhaften positiven Quartiers- oder Nachbarschaftseffekte, deren Existenz zwar der common sense nahe legt, die bislang aber kaum wissenschaftlich nachgewiesen wurden, warten viele auf unterschiedliche Mischungskonzepte setzende europäische Städte vergebens.
Um die Integrationsfähigkeit des ethnisch geprägten Quartiers zu erhöhen, hat das Expertenforum zunächst folgende allgemeine Empfehlungen ausgesprochen:
- Sämtliche Integrationsmaßnahmen sind vor Ort, in den ethnisch geprägten Quartieren anzusiedeln.
- Statt sich mit „Strohfeuer“-Projekten zu verzetteln und durch deren kurze Laufzeit im Stadtteil Enttäuschung und Frustration zu schüren, ist Konzentration auf wenige, aber dafür auf Dauer angelegte Integrationsmaßnahmen angezeigt.
- Die Verwaltungen der Kommunen und der Wohnungswirtschaft müssen sich mehr als bisher interkulturelle Kompetenz aneignen, sei es durch Fortbildung, sei es – noch besser – durch Einstellung von Personal mit Migrationshintergrund.
Die besonderen Empfehlungen des Expertenforums beziehen sich auf folgende Handlungsfelder im Quartier:
- Schule, Bildung und Spracherwerb
- Migrantenökonomie und Beschäftigung
- Partizipation von Zuwanderern
- Sicherheitsempfinden
- Freiräume
- Nutzungsmischung
- Städtebau, Architektur und soziales Zusammenleben
- Wohneigentumsbildung
Die in diesen Handlungsfeldern formulierten Empfehlungen sollen eine Grundlage und Richtung für die Arbeit in den Kommunen geben.
Auszugsweise sollen im Folgenden die Empfehlungen in drei Handlungsfeldern ausgeführt werden, nämlich die Themen Bildung, Migrantenökonomie und Partizipation.
Bildung: Die Öffnung der Schule zum Stadtteil
Eine besondere Bedeutung messen die Mitglieder des Expertenforums dem Thema Bildung sowie der Art und Qualität des Bildungsangebotes im Quartier bei. Durch den Ausbau vorschulischer Fördermaßnahmen und die Erweiterung zu Ganztagsschulen sollte der nicht zuletzt durch PISA belegte Zusammenhang von sozialem Status des Elternhauses und Verlauf der Bildungskarriere durchbrochen werden. 19,5 % der ausländischen Jugendlichen haben keinen Schulabschluss. Nicht nur aus sozialen, sondern auch aus ökonomischen Gründen kann es sich die Gesellschaft angesichts der demographischen Entwicklung nicht leisten, dass die Bildungswege von Migrantenkindern noch immer deutlich schlechter verlaufen als die gleichaltriger Deutscher.
Zentrale Elemente zur Verbesserung der Bildungschancen wären: Eine bessere Erzieherausbildung möglichst auf Fachhochschulniveau sowie in Sprachförderung gezielt qualifizierte Grundschullehrer, eine stärkere Einbeziehung der Eltern und Elternbildung. Notwendig sind integrierte Strategien für Schule, Jugendhilfe und Stadtentwicklung sowie die Zusammenarbeit der Institutionen und Akteure. In den Städten gibt es bereits viele ermutigende Beispiele, die als Modellvorhaben jedoch häufig zeitlich begrenzt sind. Als problematisch haben sich gerade für Migrantenkinder auch die „Übergänge“ erwiesen, also der Schritt vom Kindergarten in die Grundschule, von der Grundschule auf die weiterführende Schule und vor allem der Übergang in Ausbildung und Berufsleben. Um den Jugendlichen letzteres zu erleichtern, sollten die Schulen „Praxisklassen“ vorsehen und Betriebsbesuche sowie Praktika vermitteln.
Die „Empfehlungen zur stadträumlichen Integrationspolitik“ sprechen sich dafür aus, dass sich die Schulen im Quartier als Orte der Integration mit einem übergreifenden Bildungsauftrag verstehen. Die Schule vor Ort bietet sich nämlich an, um über die Vermittlung formaler Bildungsinhalte hinaus die Integration zu fördern. Als „Stadtteilschule“ und „Bürgerzentrum“ öffnet sie sich für Informationsveranstaltungen und soziale Dienstleistungen auch für Erwachsene. Im Zuge der Erwachsenenbildung können z. B. die Kontakte zwischen Schule und Elternhaus verbessert und Schwellenängste der Eltern gegenüber Bildungseinrichtungen verringert werden. Diesen Effekt machen sich mittlerweile viele „Mama lernt Deutsch“-Angebote zunutze.
Zur Erreichung dieser Ziele muss nach Meinung der Experten die kommunale Schulentwicklungsplanung gestärkt werden. Die Berichterstattung zur örtlichen Sozialstruktur und vergleichbare Erhebungen sind zu verknüpfen mit lokaler Bildungsberichterstattung.
Neben der Bedeutung der Bildung für den individuellen Aufstieg in der Gesellschaft hat die konkrete Schulsituation vor Ort darüber hinaus auch Auswirkungen auf die Stabilität des Stadtteils. Defizite im Bildungsangebot, wenn beispielsweise im Stadtteil nur noch ein verkürztes Schulangebot existiert, ein höherer Bildungsabschluss also nicht möglich ist, bewegen bildungsorientierte Eltern dazu, den Stadtteil zu verlassen. Potenzielle Vorbilder gehen dem Stadtteil damit verloren.
Migrantenökonomie
Die Tatsache, dass das ethnische Gewerbe keine Nischenökonomie mehr ist, verdeutlichen einige Zahlen: Etwa 280.000 Ausländer sind in Deutschland als Unternehmer tätig. Der Gesamtumsatz der Migrantenökonomie in Deutschland soll sich inzwischen auf 44 Milliarden Euro belaufen und nimmt weiterhin zu. Schätzungsweise 600.000 Personen beschäftigen die Unternehmen der Migrantenökonomie. Die hohen Gründungsraten der letzten Jahre lassen sich zwar einerseits positiv als Bekenntnis zur Wahlheimat Deutschland werten (Migranten-Ökonomie als Integrationsmaßstab)8, andererseits finden sich darunter auch zahlreiche „Notgründungen“, um der Arbeitslosigkeit zu entgehen.
Das Expertenforum hält die Migrantenökonomie nichtsdestotrotz für besonders geeignet, Zuwanderern die Teilnahme am Erwerbsleben und damit die Unabhängigkeit von staatlichen Transferleistungen zu ermöglichen.9 Lokale Migrantenökonomie kann darüber hinaus mit Blick auf die „Einheimischen“ Brückenfunktionen übernehmen und damit die Integration fördern. Solche Brückenfunktionen sind in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen. Der ausschließliche Blick auf die von den Zuwanderern zu erbringenden Integrationsleistungen lässt oftmals vergessen, dass die Integration ein wenn auch nicht gleichgewichtiger, so zumindest wechselseitiger Prozess zwischen Zuwanderern und Mehrheitsgesellschaft ist.
Migrantenökonomie kann darüber hinaus das Wohnquartier aufwerten. Hierbei ist besonders an die wachsende Bedeutung für die Nahversorgung im Stadtteil sowie die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen zu denken. Von Zuwanderern geführte Betriebe sind allerdings schon aufgrund ihrer geringen Größe nicht in der Lage, sich als Ausbildungsbetrieb zu betätigen. Daher sollte die Bildung lokaler Ausbildungsverbünde gefördert werden, mit denen beispielsweise die Stadt Nürnberg gute Erfahrungen gemacht hat.
Die Migrantenökonomie sollte als Aufgabengebiet der professionellen kommunalen Wirtschaftsförderung etabliert und die Gründungsberatung und -betreuung ausgebaut werden. Niedrigschwellige Beratungsangebote vor Ort und interkulturell geschulte Berater, die beispielsweise ihre ausländischen Klienten auch bei Behördengängen begleiten, könnten dafür sorgen, die Voraussetzungen der Unternehmensgründung transparenter zu machen und somit vermeiden, dass einer oftmals schnellen, unvorbereiteten Gründung durch den hohen Wettbewerbsdruck alsbald die Insolvenz folgt.
Partizipation: Verantwortungsbewusstsein durch Mitgestaltung
Zuwanderer sind auch dort unterrepräsentiert, wo ihre Beteiligung an der Gestaltung des Gemeinwesens möglich wäre. Verständigungsprobleme und fehlende Erfahrungen mit Partizipation sind wichtige Gründe für ihre Zurückhaltung. Andere Beteiligungsbarrieren sind aber nicht nur migrantenspezifisch: Auch Jugendliche und sozial Benachteiligte werden oftmals durch mittelschichtorientierte Beteiligungsformen, fehlende gezielte Ansprache oder unangemessene Informationskanäle abgeschreckt. Von größter Bedeutung sind daher zielgruppenorientierte Ansprache- und Organisationsformen bei Partizipationsprozessen. Die Ansprache sollte für die zu erreichenden Zuwanderer so direkt wie möglich erfolgen, wobei das gesprochene Wort und die muttersprachliche Ansprache meist erfolgsversprechender sind als eine schriftliche. Die Aktivierung für Beteiligungsformen kann zudem erleichtert werden, wenn Kontakte über Migranten-Selbstorganisationen hergestellt werden können. Multiplikatoren spielen dabei eine wichtige Rolle.
Eine möglichst umfassende Beteiligung der Bewohner im Quartier ist aber nicht nur im demokratie- und integrationstheoretischen Sinne relevant. In sozial benachteiligten Stadtteilen vermag die Beteiligung der Bewohner auch zur Stabilisierung und Aufwertung des Quartiers beizutragen. Beispiele von Partizipationsverfahren bei Wohnungsunternehmen haben gezeigt, dass vor allem auch Kinder und Jugendliche ein stärkeres Verantwortungsbewusstsein für zuvor verwahrlosten öffentlichen Raum übernehmen, wenn sie sich an seiner Gestaltung beteiligten konnten. Partizipation in diesem Sinne beginnt bereits bei der Übertragung von Verantwortung für das eigene Wohnumfeld; zum Beispiel mit der Gestaltung und Pflege von öffentlichen Plätzen und Räumen durch Nutzergruppen oder mit der Einrichtung von Mietergärten.
Empfehlenswert sind auch Beteiligungsformen, die an Erfahrungen aus dem Herkunftsland der Zuwanderer anknüpfen. Im Berliner Wrangelkiez ist beispielsweise das Projekt „Imece“ erfolgreich in der Aktivierung der überwiegend türkischstämmigen Bewohner des Stadtteils, da es das Konzept der „Gemeinschaftsarbeit mit vereinten Kräften“, so die deutsche Übersetzung des Projekttitels, aus türkischen Dörfern übernimmt. Schwieriger kann sich hingegen die Ansprache und Beteiligung in solchen Quartieren gestalten, in denen alle ethnischen Gruppen in der Minderheit sind.
Schlussbetrachtung
Städte sind seit jeher die Schmelztiegel der Gesellschaft. Dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, haben viele Kommunen erkannt, noch bevor die Bundesrepublik durch das Zuwanderungsgesetz auch rechtlich zu einem solchen geworden ist. Dies ist nicht nur der Fall, weil auf kommunaler Ebene die Integrationsleistungen zu erbringen sind und weil die Folgen scheiternder Integration dort in besonderem Maße kulminieren. Zudem stellen Internationalität, Offenheit und Vielfalt in einer urbanen Stadtgesellschaft einen zentralen Wettbewerbsfaktor in Zeiten gravierender Schrumpfungsprozesse dar, wenn es um die Attraktivität der Städte für Bürger und Neubürger geht.
Ebenso wie die Städte als die Integrationswerkstätten der Gesellschaft gelten können, ist auch die Wohnungswirtschaft seit jeher eine große „Wanderungsverarbeitungsmaschine“ (Bartholomäi 2001: 1). In ihrem Vermietungsgeschäft ist sie konkret mit den Auswirkungen einer sich zunehmend differenzierenden Gesellschaft in den Stadtteilen und Wohnquartieren konfrontiert. Wie sich die Rolle der Wohnungswirtschaft als traditionelle Partner der kommunalen Stadtentwicklung im Zuge der massiven Privatisierungswelle und angesichts des verstärkten Eintritts von ausländischen Finanzinvestoren in den deutschen Immobilienmarkt entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
Die Autorin: Dr. Sybille Münch, Politikwissenschaftlerin, war von 2004 bis 2006 Wissenschaftliche Referentin der Schader-Stiftung.
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1Die weibliche Form sei im Folgenden stets mitgedacht.
2Taz vom 7. Juni 2006: Multikulti amtlich
3So ist das Armutsrisiko von Personen mit Migrationshintergrund zwischen 1998 und 2003 von 19,6 % auf 24 % gestiegen. Es liegt damit deutlich über der Armutsrisikoquote der deutschen Bevölkerung (12,4 %). (AiD 2005; www.isoplan.de/aid)
4Die Autoren Friedrichs und Blasius haben beispielsweise in ihren Untersuchungen in zwei Kölner Stadtteilen festgestellt, dass deviantes Verhalten von den türkischen Bewohnern stärker verurteilt wird und sie dabei auch einheitlicher sind in dem Ausmaß, in dem sie das abweichende Verhalten missbilligen (Friedrichs/ Blasius 2001: 63).
5Die ehemalige Ausländerbeauftragte Berlins, Barbara John, konstatiert, dass weder die 15-jährige Zuzugssperre in einigen Berliner Innenstadtbezirken, noch die verfeinerten wohnungspolitischen Instrumente, wie die Verbilligung von Wohnraum für zuzugswillige Deutsche oder die Einführung einer Mindestbelegung von 15 Prozent Migrantenanteilen in den Beständen der gemeinnützigen Wohnungsgesellschaften, hohe räumliche Konzentrationen von Zuwanderern vermeiden konnten (John 2004: 7).
6Aus kommunitaristischer Sicht ließe sich argumentieren, dass die häufig anzutreffende Gleichung „Ausländerviertel = Parallelgesellschaften = Brutstätten für islamische Terroristen“ falsch ist, da in soziale Gemeinschaftsbezüge Eingebettete weniger anfällig für religiös oder politisch radikale Ersatzgemeinschaften seien (Gaitanides 2000: 5).
7Das einzige Merkmal, das auf einen Rückzug in die Zuwandererkultur hinweist, ist nach dieser Untersuchung die Zunahme der Religiösität in der türkischen community seit 2001 (Halm/ Sauer 2004: 548).
8Siehe Schuleri-Hartje/ Floeting/ Reimann 2005.
9Eine Befragung von Frankfurter Lehrerinnen im Rahmen des Projektes „EthnoGeneration“ hat zudem ergeben, dass Kinder mit Migrationshintergrund, deren Eltern selbstständig sind, im Vergleich zu solchen ohne selbstständige Eltern eher an höheren Schulen vertreten sind und bessere Schulleistungen erzielen, da sie sich häufig im Familienbetrieb aufhalten und somit vor Verwahrlosung geschützt sind (Kontos 2005: 215). Andererseits liegt der Verdacht nahe, dass die Mithilfe der gesamten Familie im Geschäft, ohne die die wenigsten Migrantenunternehmen bestehen könnten, für die Kinder einer ethnic mobility trap gleichkommt, wenn sie ihre Ausbildung durch die Beanspruchung im Familienbetrieb vernachlässigen.