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Macht über Natur? – 6. Internationale Waldkunstkonferenz

Artikel vom 12.08.2016

Zur Eröffnung des 8. Internationalen Waldkunstpfades „Kunst-Transformation“ begrüßte die Schader-Stiftung erneut Wissenschaftler, Künstler und Interessierte zur 6. Internationalen Waldkunstkonferenz im Schader-Forum in Darmstadt. Die Konferenz ging der Frage der Macht über die Natur nach.

Impulse aus den Wissenschaften

Das Thema der Konferenz "Macht über Kunst" fotographiert von einer Schülerin mit ihrem Smartphone

Nach Begrüßungen von Alexander Gemeinhardt, Vorstandsvorsitzender der Schader-Stiftung, und der Kuratorin des Waldkunstpfades Ute Ritschel hielten verschiedene Referenten Impulsvorträge über unterschiedliche Aspekte zum Thema „Macht über Natur“.

Dr. Nicole Schuldt-Baumgart vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE)  betonte die Wichtigkeit des Zusammenspiels von Gesellschaft und Natur, auch für die Nachhaltigkeitsforschung, insbesondere durch Ökosystemleistungen. Prof. Dr. Alfred Nordmann, Professor für Philosophie an der Technischen Universität Darmstadt, stellte in seinem Vortrag den Herrschaftsanspruch in Frage, den der Mensch auf die Natur stelle. Als Erzeugnis der Natur sei die Welt entstanden aus der Macht des Menschen. Dabei ist es Nordmann zufolge die Kunst, die diese in Frage stellt. Die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit und Internationalen Kooperation beim Geopark Bergstraße-Odenwald, Dr. Jutta Weber, setzte sich für Schutzgebiete ein, wobei sie auf die Gefahr verwies, mit einer anthropologischen Sichtweise die Natur vernachlässigen zu können.

Die Stellung der Kunst in Natur und Gesellschaft

Dr. Philip Gutbrod, Direktor des Instituts Mathildenhöhe, zeigte zu Beginn des zweiten Panels, wie sich mit dem Jugendstil eine ganze Epoche weltweit der Verschmelzung von Natur und Kunst verschrieb. Anschließend kam Eva Claudia Scholz, Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung, zur Sprache. Damit Kunst gefördert werden könne, müsse sich diese unabdingbar mit Natur und Gesellschaft auseinandersetzen. In einer anschließenden Diskussion ergriffen Zuhörer die Möglichkeit, Fragen zu stellen, Kritik zu äußern und letztlich auch eigene Standpunkte zum Thema zu teilen. Die Tagungsteilnehmer nutzten in der Pause die Gelegenheit, an einer Führung durch die aktuelle Ausstellung „Transit-Ströme“ in der Galerie der Schader-Stiftung teilzunehmen.

Austausch und Auskunft über die Werke des Waldkunstpfades

Miller & Shellabarger häkeln am 40-meterlangen "pink tube"

Bevor in neuer Besetzung die teilnehmenden Wissenschaftler in Dialog-Cafés mit den Künstlern zusammentrafen, konnten sich die Besucher mit den teilnehmenden Künstlern über die Kunst-Projekte im Wald austauschen. Das Interesse an den im Wald ausstellenden Künstlern war groß, besonders auch am Künstlerduo Miller & Shellabarger. An einem 40 Meter langen Geflecht rosafarbenen Garns, häkelte das Künstlerduo während der Poster-Session live. Ihre Performance „Ohne Titel pink tube“ führten sie wenige Tage zuvor bereits in der Darmstädter Innenstadt auf. Der Neon-Schlauch hielt bisher in vielen ameriaknischen Städten: auch Darmstadt darf sich nun zu den Stationen der Performance zählen. Die Künstler und Eheleute verbindet das Projekt bereits seit 2003. Andauern wird die Performance bis einer von ihnen stirbt; dann soll es vom hinterlassenen Partner losgelöst werden. Die Besucher unterhielten sich über das Garn, berührten es und sprachen zu den Künstlern, während die anderen teilnehmenden Künstler des Waldkunstpfades Rede und Antwort standen. Künstler Michael Fairfax ließ die Besucher an seinem Instrument „Sound Trail“ aus Holz lauschen: der Klang ertönt erst, wenn der Hörer sein Ohr anlegt. Carmen Jacobo, und Elena Redaelli stellten mit einer Sitzgelegenheit aus Ton, und einer Hängematte aus Holz aus Hand kreierte Objekte vor, die sich in den Wald als zweites Naturobjekt fügen. Insgesamt 17 Teilnehmer stellten ihre im Wald installierten Projekte vor.

Im Dialogcafé treffen Künstler auf Wissenschaftler

Prof Dr. Martin Führ im Dialog-Cafè über die aktuelle Stromversorgungsdebatte

In den anschließenden Dialog-Cafés vertieften ausgewählte Künstler ihre Projekte und Vorhaben. In gemeinsamer Runde wurden sie dabei in Moderation von Mitgliedern der Schader-Stiftung Wissenschaftlern gegenübergesetzt. Die über 100 Teilnehmer der Konferenz hatten die Möglichkeit, sich in zwei Durchgängen den einzelnen Gesprächen anzuschließen.

In den Räumlichkeiten der Schader-Stiftung sprachen Künstler wie Merja Herzog-Hellsten und Laura Lio über die Vereinbarkeit der Kunst in der Natur. Erstere fand sich mit Prof. Dr. Martin Führ, der als Experte der Ökologie gilt, in einem Gespräch über den Energieverbrauch, sowie Stromversorgung der Zukunft wieder. Die argentinisch-spanische Künstlerin Laura Lio stellte dabei bereits ein zukünftiges Ausstellungs-Konzept vor, bei dem sie ähnlich wie in ihrer aktuellen Installation Behausungen von Tieren erforscht und entwirft.  Mit Architektin Prof. Dr. Kerstin Schulz, die in Projekten des Frankfurter Zoos tätig ist, erörterte sie dabei gemeinsam in der Gruppe auch das Verhalten von Tieren. Die Wiener Künstlerin Sabine Meier hingegen tauschte sich mit dem Darmstädter Geschichts-Professor Dr. Volkhard Huth über Goethes Leben in Darmstadt aus. Ihre Installation „Im Schatten der Empfindsamen“ am Goethe-Teich zeigt eiserne Schattengesichter, die historische Zeiten wieder aufleben lassen. Ein weiteres Wahrzeichen der hessischen Stadt diente der Inspiration im Waldkunstpfad. Die in New York lebende Künstlerin Andrea Löfke bemalte Baumstämme mit Motiven aus der Epoche des Jugendstils. Gemeinsam mit Experte Dr. Philip Gutbrod gab sie Einblicke zur Entstehung des dekorativen Jugendstils, dessen Sujets im Darmstädter Wald nun verewigt ist. Das kanadische Künstlerpaar Lance Belanger und Kitty Mykka schilderte seine Empfindungen, die sie während ihrer Performance im Wald verspürten. Durch Schleifen der Rinde entwickelten sie ein Gespür für den Baum, und wurden im meditativen Charakter eins damit. Dabei betonten sie die Wiederholungen, mit denen sie sich in der Auseinandersetzung der Natur wiedersahen.

Ein gemeinsames Resümee im Fishbowl

Abgerundet wurde die Konferenz in einem Fishbowl, indem die Wissenschaft noch einmal auf die Kunst traf: Künstler diskutierten resümierend in gemeinsamer Runde vor dem Publikum, moderiert von Dr. Dagmar Danko, Sprecherin des Arbeitskreises „Soziologie der Künste“ in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Dass auch die Soziologie als Kunst verstanden werden kann, gab sie zu verstehen, entgegen der allgemein vorherrschenden Meinung. Dutes Miller stellte die zu diskutierende These auf, in welchem Verhältnis die Kunst zur Wissenschaft stehe. Nachdem die Moderatorin Künstler und Wissenschaftler in den Diskussionskreis bat, war jeder Teilnehmer eingeladen, am Gespräch teilzunehmen. Neben persönlichen Auffassungen über die Kunst der Künstler sowie Gastredner, beteiligten sich auch Teilnehmer. Der Abend klang aus bei einem gemeinsamen Essen im Zentrum für Waldkunst. Nicht nur Kunstwerke der aktuellen, sondern auch voriger Waldkunstausstellungen sind dortzu sehen.

Die gesamte Ausstellung auf der Ludwigshöhe endet am 25. September 2016.

Die Konferenz ist in Kooperation mit dem Verein für Internationale Waldkunst e.V. in Darmstadt entstanden. Ermöglicht wurde sie mit freundlicher Unterstützung des ENTEGA NATURpur Instituts.

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