Image statt Inhalt?!
Artikel vom 20.03.2015
Ein Vortrag von Dr. Thomas Brunotte im Rahmen der Werkstatt „Öffentliche Wissenschaft“ am 20. März 2015 im Schader-Forum Darmstadt.
Image statt Inhalt?! Auf der Suche nach Qualitätskriterien für die Wissenschaftskommunikation
Mit dem Workshop „Image statt Inhalt?!“, der am 30. Juni und 1. Juli 2014 in Schloss Herrenhausen in Hannover stattgefunden hat, hat sich die VolkswagenStiftung auf die Suche nach Qualitätskriterien für die Wissenschaftskommunikation begeben. Ziel dieser Veranstaltung war es, gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Vertreterinnen und Vertretern der Wissenschaftsorganisationen sowie Hochschul- und Wissenschaftskommunikatorinnen und -kommunikatoren in einen Dialog zu kommen1. Anlass war der Ende des Jahres 2013 erschienene Denkanstoß des sogenannten „Siggner Kreises“ sowie dessen „Leitlinien für gute Wissenschaftskommunikation“ und das sogenannte Akademienpapier „Zur Gestaltung der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Medien“, das von den führenden deutschen Wissenschaftsorganisationen zu diesem Thema verfasst worden ist.
Dass in der Wissenschaftskommunikation die Image- und Reputationskommunikation zunehmend mehr an Bedeutung gewinnen, ist ein Trend, der sich in vielen Bereichen des Wissenschaftssystems beobachten lässt. Insbesondere kann man dies auch für die innerwissenschaftliche, eigentlich auf Erkenntnis und Wahrheitsfindung hin orientierte Forschungskommunikation sagen. Verstärkt wird diese Entwicklung durch den hohen Publikationsdruck, der auf Wissenschaftlern lastet, sowie die wachsende Notwendigkeit, in einem wettbewerblichen Rahmen Drittmittel für die eigene Forschung einzuwerben. Die Suche nach Aufmerksamkeit wird so auch zur Strategie beim Kampf um (finanzielle) Ressourcen für die Wissenschaft.
Eine Möglichkeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken ist, Qualitätsstandards und -kriterien für die Wissenschaftskommunikation zu etablieren, die dabei helfen, die eigentliche Aufgabe der Wissenschaftskommunikation, die Vermittlung von Erkenntnis und Wahrheit, wieder in den Fokus zu nehmen. Und dies auf allen Ebenen der Wissenschaftskommunikation, nämlich innerhalb der Wissenschaft im Forschungsprozess, aber auch bei der in den Medien geführten Kommunikation über Wissenschaft sowie der Kommunikation aus der Wissenschaft heraus (z.B. in der Wissenschafts-PR). Zur Etablierung solcher Qualitätsstandards wollte die Veranstaltung der VolkswagenStiftung einen Impuls geben. Lösungsansätze wurden unter anderem bei der Reduktion, Fokussierung und Professionalisierung der Wissenschafts-PR gesehen; aber auch bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Vernetzung von Wissenschaftsjournalistinnen und -jorunalisten, die viel zu oft unter hartem ökonomischen Druck arbeiten müssen. Innerhalb der Wissenschaft sollte die Wissenschaftskommunikation mit der fachlichen Ausbildung verzahnt werden, um so eine „geöffnete Wissenschaft“ zu entwickeln, die offen ist für Fragen und Impulse aus Öffentlichkeit und Gesellschaft. „Geöffnete Wissenschaft“ kann auch ein Arbeitsbegriff sein, um sich dem Gegenstand der Tagung „Öffentliche Wissenschaft“ anzunähern.
Die VolkswagenStiftung bietet mit einem neuen Förderangebot einen Lösungsansatz, der gleichermaßen Impulse aus Öffentlichkeit und Gesellschaft in die Wissenschaft hineinträgt und wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn verspricht. Die Förderinitiative „Wissenschaft und Datenjournalismus“2 soll kleine, kooperative Forschungs- bzw. Rechercheprojekte zwischen Wissenschaftlern und Datenjournalisten anregen, bei denen beide Seiten inhaltlich und methodisch (z.B. bei der Entwicklung und Anwendung statistischer Verfahren oder Programmen zur Auswertung komplexer Datenbanken) voneinander lernen können. Die Kooperationen dienen dabei auch als Begegnungs- und Kommunikationsräume zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit.
Die Vortragsfolien finden Sie im Downloadbereich.