Rückschau: tF-Symposium 2021 – Vom Experiment zum Mainstream
Artikel vom 11.05.2021
Experimentierräume standen im Fokus des Austausches auf dem tF-Symposium am 18. März 2021. Die zentrale Frage der Veranstaltung war, wie sich Experimentierräume mit Akteur*innen so aufbauen lassen, dass es gelingt, Entwicklungsprozesse in Richtung einer Nachhaltigen Entwicklung zu befördern.
Impulse und Austausch über Experimentierräume
Das tF-Symposium bot über 200 Teilnehmenden ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm aus Vorträgen, Workshops und Gesprächsrunden. Es war das dritte jährlich stattfindende Symposium, das durch die Schader-Stiftung und die Hochschule Darmstadt im Rahmen des Projektes „Systeminnovation für Nachhaltige Entwicklung (s:ne)“ ausgerichtet wird. Pandemiebedingt fand die Veranstaltung erstmals fast ausschließlich online statt. Im Schader-Forum in Darmstadt war einzig das Team präsent, welches die erfolgreiche Durchführung des Symposiums sicherstellte.
Insgesamt wurden sechzehn, sehr unterschiedliche transformative Projekte vorgestellt und diskutiert: Von der globalen Lederlieferkette über die Wasserwiederverwendung eines spezifischen Gewächshauses bis zu den Themen im Bereich klimagerechter Stadtentwicklung. Wie kann ein Experimentierraum mit Praxisakteur*innen aufgebaut werden, was sind seine Charakteristika und Erfolgsbedingungen? Dazu gaben die vorgestellten Ansätze einen Anstoß für intensiven Austausch. Diskutiert wurden dabei unter anderem nützliche Formate und die Einbettung von Experimentierräumen in Institutions- und Akteur*innensettings.
Immer wieder thematisierten die Teilnehmenden typische Stolpersteine, die während der Arbeit in einem Experimentierraum auftreten können, sowie der Umgang mit ebensolchen. Hierbei ging es unter anderem um die Herausforderungen, zwischen Wissenschaftler*innen und Praxisakteur*innen eine gemeinsame Sprachebene und geteilte Ownership für den Prozess zu etablieren, sowie bestehende und entstehende Konflikte produktiv zu nutzen. Transformative Projekte müssen zudem Wege finden, Beteiligte, die erst im Projektverlauf dazu stoßen, trotz bereits erfolgter Aushandlungsprozesse und durchlaufender Lernprozesse in der Gruppe, zu integrieren.
In den Mainstream
Der Weg von der Nische in den Mainstream stellt ebenfalls eine große Herausforderung dar. Welche Muster gibt es bei diesem Übergang und welche Arrangements erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Lösungen in einen breit getragenen Veränderungsprozess übergehen? Dazu, so die Diskussionen, braucht es den Mut, mit den erarbeiteten Lösungen engagiert in die öffentliche Debatte einzugreifen und dabei deren Vorteile bewusst herauszustellen.
Wichtige etablierte Stakeholder, die einen angestoßenen Prozess nach Ende einer Projektlaufzeit weiterführen können, müssen frühzeitig angesprochen und eingebunden werden. Dies wird gerade unter Bezugnahme auf Akteur*innen aus Politik und Verwaltung vielfach betont.
Hilfreich ist es, die Experimente praktisch erfahrbar zu machen. Des Weiteren ist Skalierbarkeit nicht immer notwendig, denn auch eine Vielzahl kleiner(er) Projekte kann erhebliche Effekte im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung haben, so eine Teilnehmerin.
Experimente in der transformativen Forschung können auch insofern „scheitern“, als sie nicht fortgeführt oder in den Mainstream überführt werden. Ob der Begriff des „Scheiterns“ dafür passt, wurde jedoch kritisch diskutiert. Auch ein abgebrochenes Experiment bietet Lernerfahrungen und Wissenszuwächse.
Auch nach dem Symposium bleiben offene Fragen. Der erfolgreiche Aufbau von Experimentierräumen bleibt voraussetzungsvoll und benötigt kontextspezifische Lösungen. Dennoch bot das Symposium zahlreiche Ansätze, Ideen und Anregungen, die zu Nachahmen oder Weiterentwickeln entlang der eigenen Bedarfe einladen.
Zu dem Symposium gibt es einen Film, der die Eindrücke vom Veranstaltungstag samt Interviews mit Beteiligten und Organisator*innen vermittelt.
Mit dem s:ne-Konzept war die Hochschule Darmstadt (h_da) in der Bund-Länder-Förderlinie „Innovative Hochschule“ erfolgreich. Partner im Vorhaben sind das Darmstädter Institut Wohnen und Umwelt (IWU), das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), das Öko-Institut, die Schader-Stiftung, die Software AG, die Unternehmensberatung „e-hoch3“ und RTI Sports.