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Expertenworkshop: Fachkräftemangel und Fachkräftesicherung in ländlichen Regionen

Artikel vom 11.12.2013

Ausgangspunkt für den Expertenworkshop am 27. September 2013 waren die Ergebnisse der Erhebungen in den am Forschungs-Praxis-Projekt „Integrationspotenziale ländlicher Regionen im Strukturwandel“ beteiligten Kommunen, die in dem Potenzialbericht des Instituts für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration (DESI) zusammengefasst sind, und aktuelle Studien zur Fachkräfteentwicklung. 

Expertenworkshop: Fachkräftemangel und Fachkräftesicherung in ländlichen Regionen

Die Experten diskutierten, ob die Kommunen im peripheren ländlichen Raum stärker von den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkräftemangel betroffen sein werden als städtische und großstädtische Regionen und wie diese Kommunen von einer verstärkten Zuwanderung von außen und einer strategischen Ausrichtung der kommunalen Integrationspolitik in Zukunft profitieren können. Einig waren sich die Experten, dass auch wenn gegenwärtig noch nicht von einem generellen Fachkräftemangel in Deutschland gesprochen werden könne, sich die Fachkräfteengpässe aber aufgrund der demografischen Entwicklung in einigen Regionen, Branchen und Berufen, in Zukunft verschärfen werden. In einigen deutschen Städten, wie beispielsweise der Stadt Suhl in Thüringen wird sich Prognosen nach der Anteil der unter 20-Jährigen um knapp 18 Prozent bis zum Jahr 2030 verringern, das Durchschnittsalter der Bevölkerung wird dann bei 61,4 Jahren liegen. Es stellt sich die Frage, wie nun gerade kleine und mittelständische Unternehmen,  die die Unternehmensstruktur in ländlichen Regionen prägen, darauf reagieren können. Auch wenn kleine Betriebe von Stellenbesetzungsproblemen derzeit nicht überdurchschnittlich betroffen scheinen, deutet die ländliche (Wirtschafts-)Struktur auf zukünftig überdurchschnittliche Stellenbesetzungsschwierigkeiten hin. 

Dass Deutschland Zuwanderer braucht lässt sich vor dem Hintergrund dieser Entwicklung nicht mehr leugnen. Jedoch sei diese Erkenntnis, auch wenn sich Deutschland als "Zuwanderungsland" sehe, noch nicht in der Gesellschaft angekommen. Nach Angaben der OECD weist Deutschland seit Anfang des Jahrzehnts eine der höchsten Zuwanderungsraten gemessen an der Bevölkerungszahl auf (im Jahr 2012 lag das Wanderungssaldo bei 420.000 Zuwanderern), dieser positive Wanderungstrend lässt sich jedoch nicht einfach weiter fortschreiben. Es ist ferner davon auszugehen, dass die Ungleichheiten innerhalb der Europäischen Union, die diese Entwicklungen bedingen, mittelfristig beseitigt werden und die Zuwanderungsraten wieder sinken werden. 

Deutschland sei für eine Anwerbung Hochqualifizierter noch nicht richtig gewappnet - nicht attraktiv genug. Das internationale Image Deutschlands als attraktives Einwanderungsland sei erst noch im Entstehen. Eine Anerkennungs- und Willkommenskultur stellt hierbei eine wichtige normative Größe dar. Eine solche Kultur sei auch im Bereich der Hochschulen zu etablieren, denn von den jährlich rund 25.000 Bildungsausländern, die in Deutschland ihren Abschluss machen, bleiben derzeit nur rund 5.000 – also ein Fünftel – in Deutschland. 

Gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) zeige sich noch ein Nachholbedarf bei der Anerkennung und Wertschätzung von Vielfalt und dem Potenzial von Zuwanderern für das eigene Unternehmen. In der betrieblichen Realität sei das Thema oftmals noch nicht angekommen. Nach einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nannten KMU Zuwanderung als Maßnahme um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken erst an dreizehnter Stelle (von insgesamt dreizehn möglichen Maßnahmen). Hierfür sei vor allem auch die vorherrschende Kultur der "Kontinuität und Stabilität" in ländlichen Regionen bedeutsam, welche die Flexibilität von Unternehmen einschränke. Praktische Tipps und Handlungsempfehlungen sind für KMU wichtig, um zukünftig aus einem breiteren Spektrum an möglichen Qualifikationen profitieren, neue Märkte und Kunden im In- und Ausland besser erschließen und ein Image als modernes, weltoffenes Unternehmen aufbauen zu können. Dabei kommt vor allem der Inanspruchnahme von externer Managementkompetenz große Bedeutung zu. 

Neben den Unternehmen benötigen aber auch die Kommunen Anleitungen und Hilfestellungen, wie sie ihre ländlichen Eigenschaften als Standortvorteil nutzen können, um ihre Attraktivität als Wohn- und Lebensort für Unternehmen und qualifizierte Fachkräfte zu erhöhen. Ein Schlüsselwort in diesem Zusammenhang gerade in ländlichen Regionen lautet "Zusammenarbeit": mit anderen Betrieben, kommunalen Verwaltungen, Arbeitsagenturen und Wirtschaftsförderungen. Im Verbund gelinge es viel leichter, den Standort attraktiv zu vermarkten, die Akquise in- und ausländischer Fachkräfte voranzutreiben und ein Gemeinschaftsgefühl in der Landbevölkerung zu entwickeln.

Die Potenziale von Asylbewerbern für den Arbeitsmarkt wurden im Rahmen des Expertenworkshops als ein weiteres Thema aufgegriffen. Die noch bestehende Residenzpflicht und die eingeschränkten Zugänge zu Integrations- und Sprachkursen sind die dringlichsten Hindernisse für den Zugang von Asylbewerbern und Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. 

In drei Beispielen wurde aufgezeigt, wie die Integration von Zuwanderern und die Anwerbung neuer Zuwanderer in ländlichen Regionen erfolgen kann. Am Beispiel des Gesundheits- und Pflegesektors zeigt das Modell der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge gGmbH wie ausländische Ärzte in den Krankenhausbetrieb integriert werden können, um dem Ärztemangel in ländlichen Regionen entgegenzutreten. Das Beispiel zeigt weiterhin, dass eine alleinige Integration in den Krankenhausbetrieb allerdings nicht ausreicht und eine Integration in die Gesellschaft insgesamt notwendig ist. Am Beispiel der Stadt Wunsiedel wird deutlich, welche Wege Kommunen einschlagen können, um die demografische Entwicklung und den damit verbundenen Fachkräftemangel abzufedern. Das Thesenpapier "Wunsiedler Weg", ein Zehn-Punkte-Programm, beschreibt die Fachkräftegewinnung durch den Zuzug von arbeitslosen spanischen Fachkräften als wichtigsten Punkt bei diesem Vorgehen. Das Beispiel des Main-Kinzig-Kreises skizziert, welche Herausforderungen sich für eine Verwaltung ergeben, die eine Öffnung der Integrationsangebote des Kreises für ausländische Flüchtlinge und Asylbewerber aktiv versucht voranzutreiben. 

Die detaillierte Dokumentation des Expertenworkshops steht unter Publikationen als Download zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie auf der Projektwebseite www.integrationspotenziale.de

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