Bleibt alles anders
Artikel vom 04.12.2024
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12/24 | Maximilian Bertamini ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Friedenssicherungsrecht und humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum und Mitglied des Kleinen Konvents der Schader-Stiftung.
Newsletter der Schader-Stiftung vom 4. Dezember 2024
Mit dem Großen Konvent 2024 unter dem Titel „Bleibt alles anders“ setzt die Schader-Stiftung einen fulminanten Schlussstein auf das erste Dutzend ihrer – laut der Satzung – „Arbeitstagungen“. Nach Arbeit haben sich die Konvente für mich allerdings ehrlich gesagt nie angefühlt. Und das, obwohl ich als Mitglied des Kleinen Konvents als Wissenschaftlichen Beirats dieses Jahr das große Privileg hatte, an der Organisation eines der Dialog-Cafés inhaltlich mitzuwirken. Mein persönlicher Eindruck ist eher, dass es weniger die Teilnehmenden sind, die im Großen Konvent arbeiten. Es ist vielmehr der Große Konvent, der in den Teilnehmenden arbeitet. Die Eindrücke und Gespräche fordern heraus, inspirieren und transformieren. Und Transformation stand in diesem Jahr ganz besonders im Mittelpunkt.
Es mag meiner juristischen Perspektive geschuldet sein, aber mich hat in diesem Jahr vor allem die Vielfalt der Bedeutung fasziniert, die das Konventsthema in den verschiedensten Gesprächen bekommen hat. Welchen Unterschied doch ein Satzzeichen (oder sein Fehlen) macht!
Ein Fragezeichen trennt „Bleibt alles anders“ von der Überlegung, ob manches nicht doch beständig ist – oder sein sollte. Ein Punkt oder ein Ausrufezeichen machen aus einer Frage eine Feststellung im Sinne der Selbstverständlichkeit des Wandels, der Forderung danach oder sogar eines Versprechens. Für manche schwingt dabei auch eine Kritik derjenigen mit, die sich durch ständiges Andersbleiben ihrer Lebensumstände abgehängt fühlen. Ein Komma macht „Bleibt alles anders“ zur Bedingung. Bleibt alles anders, dann… Ja, dann was eigentlich? Stehen uns Herausforderungen oder Chancen bevor? Und was, wenn nicht alles anders bleibt? All das sagt uns das Motto nicht. Ohne Kontext bleibt es in seiner Bedeutung schlichtweg anders und lässt uns ohne Wegweiser mit dem Widerspruch aus der Beständigkeit des Bleibens und der universellen Veränderung zurück.
Was im ersten Moment nach Frustration klingt, birgt doch auf den zweiten Blick eine wichtige Erkenntnis. Denn in der Vielfalt von „Bleibt alles anders“ liegt eine mögliche Antwort auf die Leitfrage des Großen Konvents 2024: „Wie geschieht Veränderung?“
Die kleine Studie zum Konventsthema zeigt, dass Veränderung geschieht, indem wir unsere Perspektive wechseln. Zum Beispiel dadurch, dass „die Wissenschaft“ mit „der Praxis“ spricht und andersherum! Insofern dürfte die Antwort der Schader-Stiftung klar sein. Und ihr Perspektivwechsel folgt gleich mit: „Timing. Weil nicht alles seine Zeit hat“ ist der Fokus für den Großen Konvent 2025.
Herzliche Grüße
Maximilian Bertamini
Kooptiertes Mitglied des Kleinen Konvents der Schader-Stiftung
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Friedenssicherungsrecht und humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum