Wie viel brauche ich?
Artikel vom 20.11.2020
Minimalismus - die erste Folge des "Sozioskop". Ein Blogbeitrag von Thomas Lenz.
Weniger Geld und dafür mehr Zeit
Wie viele Dinge brauchen wir eigentlich zum Leben? Für Patrick Tiedtke ist die Antwort klar: Seinen kompletten Haushalt transportiert er in gerade einmal drei Koffern. Patrick bezeichnet sich selbst als Minimalist, als jemand, der mit möglichst wenig materiellen Dingen zurechtkommt. Wie er sein Leben mit wenig Geld und dafür viel Zeit meistert, hat sich die erste Folge des neuen YouTube-Formats „Sozioskop” genauer angeschaut – dokumentarisch und wissenschaftlich.
Hilfe suchten wir, die Macher*innen von “Sozioskop”, bei den Profis der Sozialwissenschaft, des Formats wegen. Denn wenn es nach „Sozioskop“ geht, sollten deren Stimmen viel lauter im öffentlichen Diskurs gehört werden. Schließlich sind Sozialwissenschaftler*innen die Expert*innen, wenn es um Phänomene unserer Gesellschaft und deren Beobachtung geht.
Die Idee zu „Sozioskop“ ist zu Beginn der Corona-Krise entstanden. Ich entdeckte auch nach hartnäckiger Recherche kein Format, das sozialwissenschaftliche Themen unterhaltsam für ein junges Zielpublikum bereitstellt. Also entschied ich mich kurzerhand, selbst die Kamera in die Hand zu nehmen – und fand schnell engagierte Mitstreiter*innen.
Eine „heikle” Debatte
“Sozioskop” landet mittendrin in einer Debatte, die der Konsum-Soziologe Kai-Uwe Hellmann als eine der heikelsten seiner Forschung bezeichnet: „Wer entscheidet über wen, was notwendig ist?“, bringt er sie auf den Punkt. Und: „Wie viel ist genug?“ Auch er hat darauf keine endgültige Antwort. Dennoch wirft seine Expertise neues Licht auf bekannte Phänomene.
„Wir lernen über Dinge und wir brauchen Dinge dafür, dass wir Menschen werden“, erklärt Hellmann. Man verorte sich darüber zwangsläufig in der Welt. Vor diesem Hintergrund macht dann plötzlich Sinn, was Minimalist Patrick aus seinem Koffer packt: Eine Pokémon-Figur als Symbolgegenstand für die eigene Kindheit hätten die meisten dort wahrscheinlich nicht erwartet.
Der Aspekt der Sozialisation ist nur einer von vielen, mit der der sozialwissenschaftliche Blick die Reportage bereichert. „Sozioskop“ ist konsequent für ein junges Zielpublikum aufbereitet und auf Youtube zu sehen. Inhaltlich begleitet wird sie zudem auf Instagram.
Schaut gern vorbei!
von Thomas Lenz, Soziologe und Gründer von "Sozioskop"