Lokaler Onlineshop für Darmstadt? Aktuelle Ergebnisse der Bürgerbefragung
Artikel vom 04.11.2019
Das Bürgerpanel im Rahmen des Projekts „Systeminnovation für Nachhaltige Entwicklung (s:ne)“ der Hochschule Darmstadt (h_da) bietet die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung Nachhaltiger Entwicklung in Darmstadt mitzuwirken. In der letzten Umfrage ging es um das Einkaufsverhalten von Bürgerinnen und Bürgern und eine innovative Idee für Darmstadts lokale Händler.
Ein lokaler Onlineshop für Darmstadt
Viele Menschen finden es bequem, Produkte bei großen Online-Versandhändlern zu bestellen und tun dies auch häufig. Andere bevorzugen es, in die Innenstadt zu gehen und in den Geschäften vor Ort direkt das gewünschte Produkt zu testen und zu kaufen. Dafür nutzen sie verschiedene Mobilitätsoptionen: Sie gehen zu Fuß, verwenden den ÖPNV oder sind auf das E-Lastenrad umgestiegen. Ebenso gibt es Menschen, für die die Nutzung des Autos aus verschiedenen Gründen unverzichtbar ist.
Das Team des Projekts s:ne wollte über eine Befragung der Darmstädter Bevölkerung gerne mehr über das vorherrschende Einkaufsverhalten herausfinden sowie die zugrunde liegende Motivation verstehen. Ziel war es, ein besseres Verständnis für Verhaltensweisen, Einstellungen und Wünsche von Konsumentinnen und Konsumenten zu entwickeln. Auf dieser Grundlage können innovative – und für die Kundschaft attraktive – Lösungsansätze für einen nachhaltigeren Konsum entstehen.
An der Befragung nahmen knapp 600 Bürgerinnen und Bürger aus Darmstadt und Umgebung teil. Unter anderem wurde nach dem aktuellen Einkaufsverhalten gefragt. Dabei war auffällig dass Drogerieartikel, Bekleidung, Bücher und Geschenke häufig in der Fußgängerzone gekauft werden, was den lokalen Einzelhandel unterstützt. Bei Lebensmitteln verteilen sich die Einkaufsorte in Darmstadt, der Innenstadt und den Gewerbegebieten in und um Darmstadt.
Darüber hinaus wurde abgefragt, wie die Produkte am häufigsten transportiert werden. Hier spiegelt sich wider, dass vor allem Drogerieartikel, Geschenkartikel und Bücher zu Fuß oder mit dem Fahrrad transportiert werden. Auch Lebensmittel und Kleidung werden von fast 50% der Befragten zu Fuß oder mit dem Fahrrad transportiert. 28,5% der Befragten lassen sich Drogerieartikel liefern. Auch Bücher werden von 16% der Befragten bestellt und geliefert. Für den Transport von Baumarktartikeln wird das Auto sehr häufig benutzt.
Außerdem gab es Fragen zu den Erfahrungen beim Einkaufen im Internet. Nur 9% der Befragten gaben an, nie oder fast nie im Internet einzukaufen. Vorteile werden in der zeitlichen Flexibilität, der großen, übersichtlichen Auswahl und der Lieferung nach Hause gesehen. Auch der ersparte Einkaufsstress wird positiv wahrgenommen. Viele Menschen nehmen jedoch auch negative Aspekte wahr. Fast 86% sehen den Müll, den Lieferverkehr und die Konkurrenz zum lokalen Einzelhandel als Nachteile des Einkaufens im Internet.
Ziel der Befragung war es, das Einkaufsverhalten und die Mobilitätsformen, die damit einhergehen, genauer zu verstehen. Durch die Erfassung des aktuellen Verhaltens kann in weiteren Schritten überlegt werden, welche Maßnahmen umweltfreundliches Verhalten einfacher zugänglich machen könnten.
Eine Idee, die das ermöglicht, ist ein lokaler Onlineshop. Dieser wird vom City- und Stadtmarketing Darmstadt geplant und soll es Einzelhändlern in Darmstadt (Innenstadt und Stadtteile) ermöglichen, sich und ihre Produkte im Internet sichtbar zu machen. Kundinnen und Kunden können sowohl im Onlineshop, als auch vor Ort bei den Einzelhändlern, einkaufen. Die Zustellung soll über einen möglichst umweltfreundlichen Lieferservice (z.B. per Lastenfahrrad) erfolgen. Egal ob Produkte online oder im Geschäft erworben werden, können sie nach Hause oder zu einer gut erreichbaren Abholstation geliefert werden.
Wir haben die Teilnehmenden zu ihren Meinungen und Wünschen zu dieser Idee befragt. 64% der Befragten gaben hohe bis sehr hohe Nutzungsintentionen an. Den Befragten ist es wichtig, dass der lokale Onlineshop eine ausreichend große Auswahl an Produkten bereitstellen und zeitliche Flexibilität bieten würde, damit die Vorteile des Einkaufens im Internet auch im lokalen Onlineshop gewährleistet sind. Außerdem sollte der negative Aspekt der starken Müllverursachung vermindert werden.
Für die Weiterentwicklung dieser Idee ist es wichtig herauszufinden, wie sie konkret gestaltet werden soll, um den Nutzen für Bürgerinnen und Bürger der Region zu maximieren und das Angebot auf deren Bedürfnisse zu optimieren.
Um an der nächsten Befragung teilzunehmen, können sich interessierte Personen online für das Bürgerpanel registrieren und werden dazu eingeladen, einen Fragebogen über sich selbst zu beantworten. Die gesammelten Informationen werden verwendet, um später Antworten in Bevölkerungsgruppen einzuordnen und diese zu vergleichen. Zum Beispiel könnte es interessant sein, wie sich Meinungen von Menschen aus unterschiedlichen Wohnvierteln zu bestimmten Themen unterscheiden. Bürgerinnen und Bürger, die diese Grundbefragung ausgefüllt haben, werden zukünftig, etwa zweimal im Jahr, zur Teilnahme an Befragungen zu Initiativen in der Region eingeladen, die Bearbeitung dauert in der Regel etwa 15 Minuten.
Das Bürgerpanel ist Bestandteil des Projekts „Systeminnovation für Nachhaltige Entwicklung (s:ne)“ der Hochschule Darmstadt, das durch die Bund-Länder-Förderlinie „Innovative Hochschule“ unterstützt wird. Vom BMBF erhält das Vorhaben von 2018-2022 eine Fördersumme von jährlich etwa 2 Millionen Euro. Das Projekt möchte als Innovationsmotor dienen und mit Menschen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Bürgerschaft neue Wege hin zu einer Nachhaltigen Entwicklung in Darmstadt und Region einschlagen. Die h_da verknüpft hierfür ihr wissenschaftliches Know-how mit dem Wissen der Projektpartner; dem Institut Wohnen und Umwelt (IWU), dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), dem Öko-Institut, der Schader-Stiftung, der Software AG und der Unternehmensberatung „e-hoch3“.
Weiterführende Informationen zu den Ergebnissen, zum Bürgerpanel selbst und die Möglichkeit, sich zu registrieren um an den Befragungen teilzunehmen, finden Sie unter: