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Nach-Gedanken

Artikel vom 16.12.2022

Foto: Julia Wisswesser

Dialog-Café "Aushandlungen". Ein Blogbeitrag von Ursula Stein.

Wie ist die Stimmung?

Mehr junge Leute wirken verzweifelter als früher, sie wünschen sich laut neueren Umfragen häufiger in der Vergangenheit als in der Zukunft zu leben. Andere Altersgruppen, die beispielsweise in der Bürger*innenbeteiligung zu Planungsfragen meistens die Mehrheit der Teilnehmenden stellen, treten oft mürrischer und unbeweglicher in ihren Positionen auf, als es noch vor zwanzig Jahren der Fall war. Kann das mit nicht mehr zeitgemäßen Wegen der Entscheidungsfindung in gesellschaftlich umstrittenen Fragen zusammenhängen? Das Dialogcafé „Aushandlungen“ im Rahmen des Großen Konvents der Schader-Stiftung stellte zwei Thesen und dazu passende Vorschläge zur Diskussion. In den Gesprächen landeten beide Gruppen unmittelbar in Überlegungen zu einer zeitgemäßen Gestaltung von Entscheidungen in demokratischen Prozessen.

Mit Konsens zur Mehrheit

Die Mehrheitsentscheidung genießt in demokratischen Systemen hohes Ansehen als eindeutiges und gut handhabbares Instrument der Entscheidungsfindung. Kronzeugin ist oft die Schweiz mit ihrer Tradition der Volksabstimmung, die bislang unangefochten zu sein scheint - auch dann, wenn die Mehrheit knapp ist. In anderen Staaten sehen wir mit Schrecken, wie schon das Zustandekommen einer Mehrheit oder eines Wahlergebnisses in Frage gestellt wird, und beobachten, wie Manipulation durch Scheinmeinungen und -mehrheiten in sozialen Medien betrieben wird. Als Möglichkeit, in begrenzten Gruppen vor einer Entscheidung erstmal Lösungsfindung zu betreiben und dabei die Gefühle von Gewinnen und Verlieren zu umgehen, wurde das „systemische Konsensieren“ vorgestellt und in der Diskussion auf Herz und Nieren geprüft. Die Methode ist anspruchsvoll und nicht der Königsweg für jede Situation. Man muss lernen, mit Situationen neu umzugehen und dafür die passenden Fragen zu stellen. Aber es wäre es wert, sich von der Idee inspirieren zu lassen, systematisch und strukturiert nach den Optionen zu suchen und zu schauen, wo die vergleichsweise meisten „mitgehen können“. Das systemische Konsensieren passt gut zu der Erkenntnis, dass das Bedürfnis, gehört zu werden, wächst. Es muss früh in den Gestaltungs- und Entscheidungsfindungsprozessen zum Einsatz kommen – nicht, wenn alles fertig vorgegeben ist. Eine alte Weisheit aus der Partizipation.

Eine Frage aller Generationen

Wie komplex und voraussetzungsvoll es ist, praktisch oder fiktiv die Interessen zukünftiger Generationen in heutige Entscheidungen einzubeziehen, war im zweiten Durchgang des Dialogcafés über „intergenerationale Aushandlungen“ zu erleben. Heutige politische Entscheidungen weisen zum Beispiel in klimarelevanten Fragen aufgrund der Mehrheit an älteren Personen in Wählerschaft und Politik eine starke Gegenwartsorientierung auf und vermeiden die Zumutungen radikalen Umsteuerns, auch wenn dies wissenschaftlich als notwendig erkannt ist. Reaktionen sind Generationenkonflikte, auch wenn noch nicht so deutlich angesprochen wie in den 1968er Jahren, oder radikaler werdende Aktionen wie die der „letzten Generation“, die aber vor allem Methodendiskussionen hervorrufen. In anderen Ländern wurde schon versucht, die Interessen zukünftiger Generationen an nachhaltiger Entwicklung in politische Entscheidungen einzubringen. Auch wenn sich hier noch kein Erfolgsrezept gezeigt hat: Wäre es nicht höchste Zeit, solche Experimente auch bei uns zu wagen? Trotz aller Schwierigkeiten in der Durchführung – um den Beharrungskräften ein Gewicht entgegenzusetzen, das in Wählerstimmen aufgrund des demographischen Wandels nicht mehr abgebildet werden kann.

„Als wie hoch empfinden Sie die Generationengerechtigkeit in Deutschland?“ wurden im Epilog alle Anwesenden des Großen Konvents gefragt. Die deutliche Mehrheit ordnete sich bei der Hälfte der Skala ein, die in Richtung „Komplette Fehlanzeige“ wies. Immerhin.

Beide Dialogrunden zeigten: Es wäre gut, von (oder vor) der reinen Entscheidungsfindung in möglichst vielen Situationen zu einer multiperspektivischen Lösungsfindung zu kommen!

 

Ein Beitrag von Prof. Dr.-Ing. Ursula Stein, Mitglied des Kleinen Konvents der Schader-Stiftung

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