Normalität als Experiment: Großer Konvent der Schader-Stiftung 2021
Artikel vom 29.10.2021
Die Jahrestagung des Großen Konvents der Schader-Stiftung am 29. Oktober 2021 im Schader-Forum bot den Rahmen für aktive Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner der Stiftung, um aktuelle gesellschaftswissenschaftliche Fragestellungen und die Aufgaben der Schader-Stiftung zu debattieren. Ein filmischer Prolog, die Videodokumentation des Großen Konvents und ganz aktuell die schriftliche Kongresspublikation sind online abrufbar.
Neunter Großer Konvent der Schader-Stiftung
Einmal jährlich treffen sich zum Großen Konvent Partner*innen und Nutzer*innen der Schader-Stiftung, um ganz konkret über gesellschaftliche Themen zu sprechen, Herausforderungen und Aufgaben für die Gesellschaftswissenschaften zu benennen und daraus Themen für die zukünftige Stiftungsarbeit abzuleiten. Die Veranstaltung dient dem Dialog und der Vernetzung, aber auch der Orientierung unserer Arbeit als Stiftung. Sie soll relevante Themen zutage fördern und Motivation sein, gemeinsam daran weiterzuarbeiten.
In diesem Jahr ging es um „Normalität als Experiment“. Wir fragen uns und unsere Teilnehmenden, was normal ist; wen oder was zählen wir zu unserer Normalität? Wer entscheidet über Normalität und Devianz? Welche Folgen haben diese formalen oder informellen Differenzierungen? Und darüber hinaus: Was ist paranormal, was experimentell? Was können Experimente leisten und an Erkenntnis generieren? Was ist überhaupt experimentell und welche Experimente braucht unsere Gesellschaft?
Die Eröffnungsvorträge in diesem Jahr hielten die Schader-Preisträgerin Prof. Dr. Dorothea Kübler, Direktorin der Abteilung Verhalten auf Märkten am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Berlin, und Roman Schmitz, Geschäftsführender Dramaturg bei der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. In den Dialog-Cafés wurde auf das Konventsthema Bezug genommen: ein zur Normalität gewordener Umgang mit der Natur, die Institutionalisierung von Experimenten und der öffentliche Diskurs über das Normale. Wir luden ein zur Diskussion über Muster erfolgreicher Transformation und darüber, wie Migration und Vielfalt erprobt werden können, um gemeinsam an einer neuen Normalität zu arbeiten.
Prolog
Die Veranstaltung begann mit einem filmischen Prolog, in dem Personen aus unterschiedlichen Wirkungsbereichen zu Wort kommen und ein kurzes Statement aus ihrer jeweiligen Perspektive zum Thema „Normalität als Experiment“ abgeben. Zu den Interviewten gehörten: Prof. Dr. Susanne Gerber, Professorin für Computational Genomics und Bioinformatik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Lotte Jung, Pfarrerin in der Gefängnisseelsorge der Justizvollzugsanstalt Frankfurt 1, Prof. Dr. Stephan Lessenich, Direktor des Instituts für Sozialforschung und Professor für Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt, und Tzehaie Semere, Eine Welt-Promotor für Migration, Diaspora und Partizipation.
Keynotes
Die beiden Keynote-Sprecher*innen, Prof. Dr. Dorothea Kübler und Roman Schmitz, wählten aktuelle Bezüge, um ihre Sicht auf „Normalität als Experiment“ zu verdeutlichen und diese mit ihrer Arbeit zu verknüpfen.
Dorothea Kübler ist Direktorin der Abteilung Verhalten auf Märkten am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) sowie Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Berlin und erforscht das Verhalten von Menschen gegenüber anderen Menschen, die „Ökonomie des Zusammenlebens“. Sie macht deutlich, dass sozialwissenschaftliche Experimente keine Normalität sind und es auch nicht sein sollten. „Aber wir sollten sie öfter ertragen, wenn sie uns Aufschluss darüber geben, was funktioniert“, so Kübler.
Die Aufzeichnung der Keynote von Dorothea Kübler ist als Video-Datei zu sehen.
Auch Roman Schmitz, Geschäftsführender Dramaturg bei der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, bezieht sich auf seine Realitäten. „Wir haben jetzt drei Jahren Zeit, um aus dem Schloss ein Forum zu machen. Nur so kann das Experiment Humboldt Forum gelingen“, erklärt er.
Die Aufzeichnung der Keynote von Roman Schmitz ist ebenfalls als Video-Datei zu sehen.
Impulsgeberinnen und Impulsgeber
Neben den Keynote-Sprechern Prof. Dr. Dorothea Kübler und Roman Schmitz wirkten unter anderem mit:
- Marius Albiez, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
- Richard Beecroft, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
- Prof. Dr. Manuela Boatcă, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- Prof. Dr. Ricarda Drüeke, Paris Lodron Universität Salzburg
- Prof. Dr. Dr. Jürgen Ensthaler, Technische Universität Berlin
- Annika Fricke, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
- Dr. Lena Frischlich, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
- Dr. Kora Kristof, Umweltbundesamt, Dessau
- Prof. Dr. Wiebke Loosen, Universität Hamburg
- Dörte Maack, Autorin, Coach, Prisdorf
- Bernhard Mohr, Schauspieler, Produzent, Trainer
- Dr. Regina Rhodius, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- Dr. Matthias Schulze-Böing, ehem. Leiter des kommunalen Jobcenters Mainarbeit, Stadt Offenbach
- Salman Tyyab, Journalist und Medienberater, Muslim Television Ahmadiyya Deutschland
- Matthias Wanner, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
- Prof. Dipl.-Ing. Julian Wékel, Institut für Städtebau und Wohnungswesen, München
- Koray Yılmaz-Günay, Migrationsrat Berlin
- Prof. Dr. Hanna Zapp, Evangelische Hochschule Darmstadt
- Christian Ziegler, fischerwerke GmbH & Co. KG, Waldachtal
Begleiter*innen der Dialog-Cafés
- Prof. Anselm Hager Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin
- Prof. Dr. Roger Häußling, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH), Aachen
- Prof. Dr. Gisela Kubon-Gilke, Evangelische Hochschule Darmstadt
- Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, ehem. Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
- Prof. Dr. Ulrike Röttger, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
- Philipp Schulz, Universität Heidelberg
- Prof. Dr.-Ing. Ursula Stein, Büro Stein Stadt- und Regionalplanung
Gesamtmoderation
- Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, ehem. Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
GrKo22
Im Jahr 2022 widmet sich die Schader-Stiftung verstärkt dem Themenfeld „Liberté – Égalité – Solidarité. Gesellschaftlicher Zusammenhalt im Stresstest“.
Am 4. November 2022 findet der zehnte Große Konvent der Schader-Stiftung #GrKo22 unter der Themenstellung „Balancen“ statt.