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7. Hessenkonferenz Stadtforschung Schöne urbane Landschaften?

Artikel vom 13.02.2015

Graffiti der Favela Santa Marta

Die schöne Landschaft ist ein Ideal und ein Problem. Urteile über Schönheit haben den Ruf des rein Subjektiven und damit Willkürlichen, das immer hinter ‚objektiven‘ materiellen Interessen zurücktreten muss. Im Gegensatz dazu spielt Schönheit als ein Kriterium der Qualität der Lebensumwelt neben anderen Kriterien nicht nur im Stadt- und Regionalmarketing eine erhebliche Rolle. Diesen Themen widmete sich die 7. Hessenkonferenz Stadtforschung, die das Netzwerk Stadtforschung Hessen (NeStH) in Kooperation mit der Schader-Stiftung am 8. Oktober 2015 in Darmstadt organisierte. Die Tagung zielte auf Dialog zwischen den stadtforschenden Disziplinen und der Praxis.

Informationen zur Veranstaltung

Beginn: 08.10.2015 | 09:30 Uhr

Ende: 08.10.2015 | 18:00 Uhr

Ort: Schader-Forum | Goethestraße 2 | 64285 Darmstadt
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Schönheit als Ideal und Problem

Qualität der Lebensumwelt neben anderen Kriterien nicht nur im Stadt- und Regionalmarketing eine erhebliche Rolle.Die schöne Landschaft ist ein Ideal und ein Problem. Sie steht für konservative Werte wie die organische Einheit von ‚Land und Leuten‘, für die Harmonie von Kultur und Natur, d. h. für Eigenart und nicht beliebige Vielfalt, für Individualität statt Uniformität. Schönheit wird in der Alltagserwartung häufig wie selbstverständlich mit Natur und Landschaft verbunden, aber auch eine von Pipelines durchzogene Landschaft kann als schön wahrgenommen werden. Urteile über Schönheit haben den Ruf des rein Subjektiven und damit Willkürlichen, das immer hinter ‚objektiven‘ materiellen Interessen zurücktreten muss. Im Gegensatz dazu spielt Schönheit als ein Kriterium der Qualität der Lebensumwelt neben anderen Kriterien nicht nur im Stadt- und Regionalmarketing eine erhebliche Rolle.

Die schöne urbane Landschaft?

Mag man noch in traditionellen Kulturlandschaften harmonische Schönheit sehen, so wirkt eine entsprechende Erwartung an urbane Landschaften vollständig verstiegen. Es ist schon umstritten, ob zunehmend urbanisierte Siedlungsräume überhaupt als Landschaften und damit als kultivierter Umgang der Gesellschaft mit ihrem Raum wahrgenommen werden können. Das planvolle Chaos des Nebeneinanders zahlreicher Regelwerke und Nutzungsinteressen, die Dynamiken der sozial-räumlichen Veränderungsprozesse, einschließlich der weiteren Überformung des Raumes mit technischen Infrastrukturen erzeugen jedenfalls nicht mehr den Eindruck einer organischen Entwicklung.

Angesichts funktionaler Zwänge, wie der Energiewende, der Anpassung der Städte an den Klimawandel, der Situation öffentlicher Haushalte sowie der Nachverdichtung gerät die ‚objektiv’ feststellbare Qualität der Lebensumwelten in urbanen Landschaften immer weiter unter Druck. Die Versuchung ist groß, die Anpassungsprozesse rein technokratisch und weniger in Bezug auf Wahrnehmungen von Landschaften abzuwickeln. Dabei ist zu bedenken, dass Raumgestaltung auch unabhängig von Akteuren der öffentlichen Hand auf halb-öffentlichen und privaten Flächen stattfindet.

Unter solch schwierigen Bedingungen bedarf es also vielfältiger Anstrengungen, so ein Resümee der Tagung, Funktionalität und Schönheit in der (Frei-)raumgestaltung miteinander zu verbinden. Zwar lebt Schönheit als ein Ideal in den Köpfen von Planern und Gestaltenden, doch wird der Begriff meist vermieden, da er so schwer zu fassen ist. Und wo Schönheit explizit rechtliches Ziel ist (z.B. „Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft“, §1 Bundesnaturschutzgesetz) kann es wegen seiner relativen Unbestimmtheit kaum Wirkung entfalten. Eine entscheidende Herausforderung liegt also darin, das weithin geteilte Ideal schöner (urbaner) Landschaft praktisch handhabbar zu machen, damit es die Gestaltung der urbanen Landschaft insgesamt beeinflussen kann.

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